Die P – „3,14“ (365XX)
Als Die P im Teenageralter Eminems Biopic „8 Mile“ sah, fasste sie einen Entschluss: „Das will ich auch machen!“ Zehn Jahre, unzählige Schulhofbattles, gefeierte Gigs, ihre Haupt-Acts gegen die Wand spittende Feature-Auftritte und zwei Solo-EPs später könnte man sagen: Die P ist nicht nur eine der interessantesten Rapper*innen dieses Landes. Die Bonner Musikerin ist möglicherweise sogar besser als das Weißbrot, das sie damals zum Rappen animierte.
Die P hat keine Zeit für effekthascherischen Double-Time-Rap oder prominente Feature-Gäste. Stattdessen demonstriert sie seit ihrer allerersten EP „Bonnität“ einen messerscharfen Fokus, den man sonst im Deutschrap häufig vermisst. Auf ihren Tracks ist sie stets die einzige Rapperin – und lässt auch mit ihren meisterhaft konstruierten Zeilen nicht viel Platz für andere. Ihr Debütalbum „3,14“ beginnt gleich mit so einer: „Dieses Leben schenkt Dir nichts, komm erzähl mir nichts von Glück / Ein Schritt nach vorn’, aber zwei Schritte zurück.“ Konzepte wie „Schicksal“ und „Glück“ scheinen für Die P nur leere Versprechen einer kapitalistischen Musikindustrie zu sein. Auch für die hat sie keine Zeit. „3,14“ zeigt eine Künstlerin, die sich ihren Status mit harter Arbeit verdient hat. „Laufen durch das Hamsterrad, das sich Leben nennt / Für Leute wie uns gibt’s hier nichts geschenkt.“
Kein Debüt, sondern ein Kraftbeweis
Neben ihren Lines beeindruckt Die Ps präziser Flow, der sich perfekt mit dem knisternden Oldschool-Sound ihres Debütalbums ergänzt. „Auf 90 BPM fühl’ ich mich wohl“, sagte sie im Interview im ByteFM Magazin am 17. März. Dementsprechend sorgen die Instrumentals auf „3,14“ für maximales Kopfnicken. Die von ihren langjährigen Produzenten DeeJay Stean, Big Roo, Raz-One und insbesondere TVL geschmiedeten Beats sind sehr vom warmen Boombap aus dem New York der 90er-Jahre beeinflusst. „Neuer Tag“ würde sich beispielsweise mit seiner Saxofon-Hookline nahtlos auf Nas’ East-Coast-Rap-Meilenstein „Illmatic“ einfügen.
Die Musik ist retro, doch Die P ist nicht von gestern. In „Niemand kann mir sagen“ zerstört sie mit einer Zeile die deutsche Rap-Szene – und demonstriert gleichzeitig ihre Liebe fürs Genre: „Mach‘ mein Ding, rapp‘ flexibel, zu Hause die Booth / Deutscher Rap ist ein Theater, der Vorhang geht zu / Es gibt kein’n Applaus, keine Standing Ovations / Solang Ihr nicht lebt für die Drums, für die Snares.“ „3,14“ ist mehr als nur ein Debüt: Es ist Kraftbeweis.
Veröffentlichung: 19. März 2021
Label: 365XX
Diskussionen
3 KommentarePatrick
Mrz 22, 2021Guter Artikel, allerdings ist es sehr schade, dass ihr dem Hauptproduzenten der Platte TVL keinen Credit gebt. Alle Singleauskopplungen des Albums wurden von ihm produziert und er wird nicht mit einem Wort erwähnt.
ByteFM Redaktion
Mrz 22, 2021Hallo Patrick, recht hast Du. Credit wem Credit gebührt. Haben wir im Artikel aktualisiert. Viele Grüße, Dein ByteFM-Team.
körnchen
Mrz 30, 2021Au Mann, bitte schickt das Zeug zur BBC 😀 Die Frau muss der englischsprachigen Welt bekannt gemacht werden.