Die israelisch-persische Sängerin Liraz träumt von uneingeschränkter Freiheit im Iran und darüber hinaus (Foto: Shai Franco)
Wo Freiheit und Selbstbestimmung unterdrückt werden, gehören sie für viele Menschen ins Reich der Fantasie. Eine andere Welt, andere Verhältnisse als die, in denen man aktuell lebt, muss man sich zunächst einmal vorstellen können. Bevor man dazu übergehen könnte, sie Wirklichkeit werden zu lassen. Dieser Gedankengang lässt sich auf die aktuelle Situation im Iran sicher gut übertragen.
Seit Wochen kommt es dort aufgrund der seit Jahrzehnten andauernden aktiven Unterdrückung von Frauen und progressiven gesellschaftlichen Kräften zu Protesten, die wiederum gewaltsam unterdrückt werden. Der Anlass: der Tod der 22-jährigen Studentin Mahsa Amini in Obhut der sogenannten Sittenpolizei, die sie wegen eines Verstoßes gegen Bekleidungsvorschriften festgenommen hatte. Sie hatte ihr Haar nicht ausreichend mit einem Kopftuch verhüllt. Im Westen braucht man Fantasie, um sich so etwas vorzustellen. Viele Menschen im Iran haben verständlicherweise genug davon und träumen offensichtlich von anderen Verhältnissen. „Zan, Zendegi, Azadi“ – „Frau, Leben, Freiheit“ lautet derzeit ihre Parole.
Singen im Zeichen der Freiheit
Die israelisch-persische Musikerin Liraz teilt den Traum der Protestbewegung. So steht ihre neue Single „Roya“ (Farsi für „Fantasie“) ganz im Zeichen der Freiheit: „Was wäre, wenn ich im Iran geboren wäre und nicht singen könnte – würde ich versuchen zu fliehen? Es gibt immer so viele Geschichten und Visionen in meinem Kopf. Aber ich weiß, dass ich singen muss, ich muss singen, für die stummen Frauen des Iran. Und ich möchte dem Iran über meine Gefühle für den Iran singen“, verrät Liraz.
Unterstützung hatte sie für ihr neues, drittes Album, welches ebenfalls „Roya“ heißt und am heute, am 7. Oktober 2022 erscheint, von denselben Mitmusiker*innen aus Teheran, die auch schon an ihrer letzten Platte „Zan“ mitgearbeitet haben. Aufgenommen haben sie die Musik im Geheimen in der Türkei. Der Longplayer solle die Grenzen zwischen den Völkern, aber auch der Realität überschreiten. Und ein „musikalisches Portal zu einem Ort des Friedens, der Freude und der uneingeschränkten Freiheit“ sein.
„Roya“ verbindet persische Retro-Sounds mit traditioneller Instrumentierung. Das Musikvideo arbeitet mit einer Ästhetik, die an die persische Popkultur vor der Islamischen Revolution 1979 erinnert. Im November kommt die Künstlerin mit ihren neuen Song im Gepäck auch für drei Konzerte nach Deutschland:
02.11.22 Hamburg – Knust
03.11.22 Berlin – Gretchen
04.11.22 Frankfurt am Main – Kunstverein Familie Montez
Der Clip zur neuen Single „Roya“ feiert heute Premiere im ByteFM Blog. Hier könnt Ihr ihn Euch ansehen: