Hinter der Maske: Jessy Lanzas 80s-Disco-Dekonstruktion „Face“

Foto der kanadischen Hyperdub-Künstlerin Jessy Lanza. Ihre Single „Face“ stellt sich vor, was bei ihren Mitreisenden im Zug hinter der Maske vorgeht.

Jessy Lanza (Foto: Milos Jacimovic)

Hinter der Maske liest Elektronik-Produzentin Jessy Lanza auf ihrem neuen Track „Face“. Die kanadische Künstlerin auf dem britischen Hyperdub-Label versteigt sich in dem Track in Spekulationen über die Menschen, die sie in der Bahn umgeben. Spekulieren muss man immer ein stückweit, wenn man die Mimik anderer interpretiert. Besonders erschwert wird die Lektüre von Gesichts- in Nahverkehrszügen dieser Tage durch die Corona-Schutzmaßnahmen. Das buchstäblich hinter der Maske befindliche Mitmenschengesicht gibt nun nämlich nicht mehr viel Aufschluss über die sich dahinter verbergenden Gedanken und Emotionen.

Jessy Lanza macht das nichts aus, denn sie ist nicht nur musikalisch ziemlich einfallsreich, wie unser Track des Tages auf ziemlich hörenswerte Weise illustriert. Sie versteht sich auch darauf, sich vorzustellen, was in den Mitreisenden vorgeht. Und was sie einander mitteilen würden, wären sie telepathisch veranlagt. Das ist beileibe nicht immer schön. Mal anzüglich, mal herrisch. Lanza ist damit womöglich beängstigend nah an der Wahrheit. Musikalisch: dekonstruierte, aber immer noch tanzbare 80s-Synthie-Clubmusik. Vielleicht etwas abstrakter als die vorige Single „Lick In Heaven“, aber dafür umso verspulter auf den Punkt.

Jessy Lanzas Album „All The Time“ erscheint am 24. Juli 2020 auf Hyperdub. Die Single „Face“ ist heute unser Track des Tages. Hört und seht sie Euch hier an:

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