Konzertbericht. Warpaint in sakraler Umgebung.

Ich muss gestehen, ich bin nicht der Mensch der oft in die Kirche geht aber heute Abend bietet sich ein Anlass doch mal eine Ausnahme zu machen. Warpaint gastieren in der Kulturkirche in Köln-Nippes. Es ist die einzige deutsche Clubshow der noch laufenden Tour und die Lutherkirche soll Ort der Begegnung werden. Die Kulturkirche ist ein kulturelles Veranstaltungshaus, das Konzerten, Events und Lesungen einen besonderen Rahmen gibt. Besonders, ja das trifft den Nagel auf den Kopf, denn was die vier Mädels aus Los Angeles an diesem Abend abliefern ist im Konzerthimmel kaum zu übertreffen.

In blauem, kühlem Licht getaucht eröffnen die Postrockerinnen mit „Jubiler“ ihre Show, eher unüblich, da dieser Song, wenn man anderen Konzertberichten Glauben schenken darf, eigentlich gar nicht auf der Setlist auftaucht. An dieser Stelle muss man auch dem Mischer ein großes Kompliment aussprechen, der die anfänglichen Soundprobleme recht schnell in den Griff bekommt. Kein Wunder, ein Kirche die nur so von Hall strotzt und hunderte von Menschen dicht gedrängt eine Luft erzeugen, die so dick ist, dass man sie schneiden könnte.

Spätestens beim dritten Song „Warpaint“ hat die Postrock-Combo ihren perfekten Sound gefunden und das Publikum in ihrem Bann. Überhaupt hat man den Eindruck, dass mit jeder gespielten Nummer, die vier Musikerinnen mehr Spaß am Konzert finden und sich den Zuschauern zunehmend öffnen – und damit meine ich nicht die Ansagen, denn die bleiben bis zur Zugabe Mangelware.

Auf der visuellen Seite wird dem Betrachter nicht viel geboten, bis auf wechselnde Lichtstimmungen zwischen blauen Farben und warmen Rottönen, werden blumenartige Schattenspiele auf dem schwarzem Mollton im Hintergrund projiziert. Aber irgendwie braucht die Musik auch gar keine große Show, denn Warpaint halten die Live-Stimmung musikalisch düster-bedeckt und atmosphärisch so dicht, dass der Hörer sich von der Aura gefangen nehmen lässt und nur durch den Applaus aus seiner Traumwelt rausgerissen wird. Der flirrende Gitarren-Sound und die wummernden Drums funktionieren in diesem kathedralen Raum so gut, dass man meinen könnte, die Kirche wurde nur für diesen Gig erbaut und vier Engel vom Himmel geschickt die ihn spielen sollen.

Aber auch die ästhetischen Stimmen von Emily Kokal und Theresa Wayman wabern sich so geisterhaft durch die Songs, dass der verhangenen, bedrohlichen und irgendwie bedrückten Atmosphäre stets treu beblieben wird. Es sind Momente, in die man sich hineinfallen lassen kann – und vielleicht auch muss, um sie in diesem besonderen zu Raum zu genießen. Aber auch überraschende Wendungen dürfen nicht fehlen, wie zum Beispiel die Wechselwirkung von „Undertow“ auf „Set Your Arms Down“ – ein staubiges Wüstenrockbrett. Ganz groß! Und wenn der Zuschauer nach „Elephants“ noch nicht ins kühlere Außen geflüchtet ist wird er noch mit den Zugaben „Baby“ und „Beetles“ von klarer Schönheit belohnt. Amen.

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