Broken Twin – „May“ (Anti-)
8,4
Broken Twin, das ist die dänische Musikerin Majke Voss Romme gepaart mit leichten Streichern, schwerem Schlagwerk und untermauerndem Piano. Broken Twin, das ist Musik, die mittelschwer bis höchst depressiv wirkt. Broken Twin, das ist ein erschütterndes, höchst widersprüchliches Gefühl.
Das Debütalbum der Singer-Songwriterin, „May“, betitelt nach ebenjenem Wonnemonat, hat auf den ersten Blick so gar nichts mit Mai, Frühling, beginnendem Sommer, Leichtigkeit und Apfelschorle zu tun. Vielmehr schafft Broken Twin eine Atmosphäre, die winterliche Gänsehaut, herbstliche Einsamkeit, gar kalte Frostmomente entstehen lässt. Momente, die intensiv und eindringlich sind, die ergreifen und aufhören lassen. Die Songs der Musikerin nehmen keine Rücksicht auf den Hörer, sie schnappen ihn einfach und nehmen ihn mit auf Reisen ins Nirgendwo. Da liegt mal Schnee, da brennt mal die Sonne vom Himmel, da weht der Wind ungebremst – egal wie, es tut immer weh.
Broken Twin schafft es, den Hörer zu sich selbst zu führen. Mit ihrer kaum greifbaren, leicht befremdlich und stets am Tremolo kratzenden Stimme entsteht eine Unnahbarkeit, die man händeringend überwinden will. Die Arrangements von Piano und Streichern sind so gekonnt, dass sie beinahe zu viel sind. Der Einsatz von Schlagwerk im Hintergrund lässt Dramatik entstehen, die nicht lächerlich wirkt.
Wer die Musik der Dänin in all seiner Gänze und seiner Intensität erleben will, muss sich ihr voll und ganz hingeben. Das bedeutet aktives Zuhören. Das bedeutet Vergessenmachen der Umwelt. Das bedeutet eigene Vorbehalte hintanstellen. Und das bedeutet am Ende den Genuss von einem wunderbaren Album einer sehr begabten Musikerin.
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