Haldern Pop Recordings
8,0
Der Sänger und Bandleader von Emanuel And The Fear, Emanuel Ayvas, hat eine klare Vorstellung von seiner Musik. Um dieser Vorstellung gerecht zu werden, haben sich Emanuel And The Fear einer regelrechten Erneuerungskur unterzogen, im Rahmen derer das ursprünglich elfköpfige Projekt auf sechs Bandmitglieder reduziert wurde. Die quantitative Reduktion ist in der Musik aber nicht wirklich zu hören, „The Janus Mirror“ ist alles, aber kein reduziertes oder gar minimalistisches Werk. Ayvas, der Kompositionslehre studiert hat, hat Ideen von zweiköpfigen Monstern, einer mit Silikon überfluteten Welt, überforderten Menschen und einem Wandel. Klingt erstmal wirr, doch irgendwie schafft es das New Yorker Sextett, eine Vorstellung jener Ideen mit dem neuen Werk zu vermitteln. Die US-Amerikaner nehmen den Hörer mit auf eine Reise durch den Progressive-Rock der späten 70er-Jahre, unterfüttert mit scheinbar gnadenloser Präzision in den Song-Arrangements und glockenklaren Gesangseinlagen.
Der Titelsong bildet dann auch gleich den Einstieg: Sanft werden wir von der Stimme der Violinistin Liz Hanley auf „The Janus Mirror“ eingestimmt, ehe jener Gesangspart von einem sich seicht entwickelnden Zusammenspiel von Violinen und Drums überflügelt wird. Dieses Interlude mündet dann in den eigentlichen Song. Hysterisch und paranoid steigert sich Ayvas‘ Gesang in ein Gewirr aus Violinen, Flöten und Gitarren, bis hin zum lautstarken stimmlichen und musikalischen Höhepunkt.
Trügerisch ruhig beginnt auch das grandiose „Wooble“, mit einem Gitarren-Solo, welches, flankiert von zurückhaltenden Violinen und hintergründigen, fast samtigen Trommeln, eine schwebende Leichtigkeit erzeugt. Jener Effekt wird unterstützt von dem entrückt wirkenden Gesangseinsatz. Fast unmerklich steigert sich das Ensemble immer mehr zu einer instrumentalen Wand, die wiederholt zusammenfällt, nur um sich dann wieder neu aufzubauen; all das getragen von Emanuel Ayvas‘ wundervoll facettenreicher Stimme, die ein Spektrum von sanft und fast unterschwellig, bis hin zu kreischender Wut mit Leichtigkeit abdeckt.
Mit ganz großen Gesten verabschiedet „All We All“ den Hörer dann aus dem acht Lieder umfassenden Album. Wiederum sind es vor allem die bezaubernd arrangierten Violinen in Verbindung mit pulsierenden Drums und wütend klingenden Gitarren-Riffs, die den Weg für Ayvas‘ Stimme bereiten.
Emanuel And The Fear legen ein famoses neues Werk vor, das durch seine Größe und seine cleveren Arrangements besticht. Violine, Cello, Flöten und Klavier werden mit den gängigen Bandinstrumenten gemischt, um am Ende ein überbordendes und komplexes Ganzes zu bilden. Dabei wird es auf dem Album nie wirklich dreckig oder rau, alle Songs klingen klar und wohl, allerdings lässt „The Janus Mirror“ zu keinem Zeitpunkt die nötige Tiefe vermissen oder kommt in die Verlegenheit, oberflächlich zu klingen.
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