Yaeji – „What We Drew 우리가 그려왔던“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers „What we drew 우리가 그려왔던“ von Yaeji

Yaeji – „What We Drew 우리가 그려왔던“ (XL Recordings)

House ist nicht gerade eine Musikrichtung, die man mit Isolation in Verbindung bringt. Mit ihren stampfenden Four-To-The-Floor-Beats erwecken House-Tracks eher Assoziationen an gut gefüllte Dancefloors, schwitzige Ekstase oder sonnige Open-Air-Partys. Rave, Hedonismus, gute Laune. Aber es ist das Jahr 2020 und der Gedanke an vollgestopfte Tanzflächen oder sonstige Menschenaufläufe sorgt direkt für hygienebedingte Panikattacken.

House fürs Homeoffice

Gut, dass es Yaeji gibt. House ist für die koreanisch-US-amerikanische Produzentin und Sängerin, die mit bürgerlichem Namen Kathy Yaeji Lee heißt, nach eigener Aussage eine weiße Leinwand. Musik ohne positive oder negative Emotionen. Ihre Tracks sind warm und durchaus zum Tanz auffordern, doch ihr gehuschter, zwischen Koreanisch und Englisch wechselnder Gesang lenkt die Songs in eine introvertierte, melancholische Richtung. Dass man dazu trotzdem sehr gut Stampfen kann, beweisen ihr hochgehyptes Boiler-Room-Set oder Auftritte auf Großraumfestivals wie Coachella. Doch „What We Drew“, ihr nun erscheinendes neues Mixtape, lädt genauso gut zum Abschweifen und Tagträumen ein. Kurzum: House fürs Homeoffice.

Mit seinen verschleppten Drums und verspielten Synthesizern erinnert der Opener „My Imagination“ mehr an den elektronischen Dream-Pop der frühen The Knife als an Keller-Raves. Und auch die härteren Tracks wie „Money Can’t Buy“ ballern, ohne zu ziehen. Es ist eine fast schon zauberhafte Wechselwirkung: Die Beats und Bässe drücken das Zwerchfell nach unten, doch der Gesang lässt einen in die Luft aufsteigen. Lees Stimme klebt mit der Klarheit eines ASMR-Podcasts direkt am Ohr. Selbst wenn sie auf Koreanisch singt und sich die Konsonanten und Vokale nicht direkt erschließen, klingt diese Stimme sofort vertraut. Sie beruhigt. Zwölf House-Tracks, die auch in der Isolation wunderbar funktionieren.

Veröffentlichung: 2. April 2020
Label: XL Recordings

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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