Sleaford Mods kritisieren in einer alternativen Weihnachtsansprache britische Politik

Von Philipp Rhensius, 3. Januar 2015

Sleaford ModsAndrew Fearn und Jason Williamson alias Sleaford Mods

Sie sind das schlecht gelaunteste und zugleich hoffnungsvollste Musik-Duo Englands. Mit ihrem sympathischen Hybrid aus radikal unterproduziertem Lofi-Punk, Grime und der in lakonischem Sprechgesang maskierten Sozialkritik treffen Sleaford Mods in das Herz einer zunehmend unpolitischen Generation und stehen als genuine Vertreter einer fast vergessenen Arbeiterklasse vor allem für die Wiederbelebung politischer Inhalte in zeitgenössischer Popmusik – sowie für eine Renaissance des F-Worts.

Das „Fuck“ klang selten so entschlossen wie aus dem Mund des Sängers Jason Williamson, der seine an Mike Skinner erinnernden Assoziationsketten salvenartig ins Mikrofon spuckt. Das liegt nicht nur an dessen Dialekt der englischen Midlands, das hierzulande wohl dem Sächsischen entsprechen würde, sondern auch an all den Dingen, denen er dieses Wort zuschreibt: Politiker, unterbezahlte Jobs oder die Generation Smartphone.

Dass das Duo vom britischen Magazin NME eingeladen wurden, eine Weihnachtsansprache als Alternative zur traditionellen „Christmas Speech“ der Queen zu halten, dürfte nicht nur ihre Fans, sondern alle Gegner der aktuellen politischen Lage gefreut haben. In dem Video, in dem Williamson, den Live-Performances der Sleaford Mods nicht unähnlich, im Vordergrund steht und den Text vom Handy abliest, während sein Kollege und Produzent Andrew Fearn hinter ihm den wie zufällig herumstehenden Typen mimt, wimmelt es jedenfalls nur so von „Fucks“.

Kritisiert wird darin neben der aktuellen Politik der Tory-Regierung vor allem der besorgniserregende Erfolg der rechtsextremen Partei UKIP: „This year has seen the people’s alternative grow stronger – UKIP. What fucking alternative? It’s a message of class pride and guarantees in giving you a white neighbour if you get these cunts into power. This has been the last straw in our tolerance of anything to do with English identity and its supposed values.”

Neben diesen politischen Inhalten verschont Williamson auch nicht die in seinen Augen Verantwortlichen einer immer deutlicher grassierenden Gentrifizierung Londons. Im Zusammenhang mit der Neueröffnung eines Müslicafés stellt der Sänger unmissverständlich klar, was er von den Besitzern hält: „We are the real fucking bouncers round here, not these fucking rambo wannabes. Not these fucking jesters selling you a bowl of twinkie delights with soya milk for £3.50.”

Musik aus dem aktuellen Album der Sleaford Mods „Divide & Exit“:

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