Cava – „Powertrip“ (Rezension)

Von Katharina Geling, 19. November 2024

Cover des Albums „Powertrip“ von Cava

Cava – „Powertrip“ (Buback Tonträger)

7,6

Rockbands, die nur mit zwei Personen besetzt sind, üben meist eine ganz besondere Faszination auf ihr Publikum aus, und die Kunst aus nur zwei Instrumenten möglichst viel Lärm rauszuholen, beherrschen auch Peppi und Mela vom Garage-Punk-Duo Cava aus Berlin.

Aus Ermangelung an weiblichen Vorbildern im Garage-Punk pflegte Peppi in ihrer Teenager-Zeit ein Ty-Segall-Fangirltum, was sich auch im Sound von „Powertrip“ niederschlägt. Nur hat Ty Segall vermutlich noch nie darüber gesungen, wie unangenehm es ist, „aus Versehen“ am Po berührt zu werden.

Inhaltlich kommen Cava genauso zügig zur Sache, wie sie ihre Instrumente spielen. Dabei bringen sie Themen auf den Tisch, die sich wahrscheinlich kaum besser musikalisch begleiten lassen als mit dem, fürs Genre typischen, Fuzz-Gitarren-Gewitter und einem nach vorne galoppierenden Schlagzeug: „I need to piss / But I can’t afford / The fifty cents“, heißt es in den ersten Zeilen zu „Piss“, einer der ersten Vorabsingles zum Album.

Now we’re in control, we want the power

Vorgetragen sind die cleveren und simplen Texte sowohl von Gitarristin Peppi, als auch von Schlagzeugerin Mela. Zwar wird schnell klar, dass die beiden Musikerinnen mehr Talent in einem ihrer kleinen Zehen haben dürften als so manch andere Mitstreiter*innen im Genre. Dennoch verzichten Peppi und Mela auf die vollständige Ausschöpfung ihres Potenzials und verweigern sich zum Beispiel durch ihr schlichtes Geschrei dem Rockstar-Image, welches sich meist zu sehr dem Rock-Habitus der Männerwelt anbiedern will. Eine Haltung, die sehr zu den besungenen feministischen Themen von Macht, Ohnmacht und Kontrolle auf „Powertrip“ passt. Denn „Powertrip“ ist gleichzeitig ein Aufruf, die Verhältnisse umzuwälzen: „Now we’re in control, we want the power / And when you talk, we just talk louder“, schreien sie bei „Control“, einem der Songs, der die Zwei-Minuten-Grenze überschritten hat, die auf „Powertrip“ ganz klar in der Unterzahl sind.

Wie sehr Cava die Probleme der „Free Fucking World“ auf der Leber brennen, dürfte auch bei ihrem Output klar werden. So erschien ihr Debütalbum „Damage Control“ erst anderthalb Jahre vor „Powertrip“. Wie auch fürs Vorgänger-Album liehen sich Peppi und Mela für die Aufnahmen von „Powertrip“ einen Bass. Bei ihren Live-Auftritten, der eigentlichen Leidenschaft der beiden Musikerinnen, bringen sie ihr Publikum aber ganz ohne den Viersaiter ins Schwitzen.

Mit „Powertrip“ liegt schließlich ein mächtiges, aber bei weitem nicht überproduziertes Album vor, was gekonnt vermag, die Atmosphäre von Peppis und Melas Live-Performances wiederzugeben. Und mit dem es Spaß macht, so richtig sauer zu sein.

Veröffentlichung: 15. November 2024
Label: Buback Tonträger

 

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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