Charles Petersohn – „Children Of Zu Zu“ (Rezension)

Von Dirk Domin, 21. März 2025

Cover der EP „Children Of Zu Zu“ von Charles Petersohn

Charles Petersohn – „Children Of Zu Zu“ (Compost Records)

8,1

Im Grunde hört man schon nach zwei Minuten, dass sehr viel Mühe, Zeit und Muße in diese Platte geflossen sind. Die Idee dazu entstand bereits vor zwölf Jahren. Damals war Charles Petersohn auf einem Konzert im Wuppertaler Café Simonz. Dort spielte der Wuppertaler Schlagzeuger und Percussionist Mickey Neher. Charles war beeindruckt. Die beiden trafen sich an der Theke. Mickey trank vermutlich ein Bier, Charles womöglich ein Glas Sekt. Mickey nahm für Charles eine halbe Stunde improvisiertes Drum-Set auf. Brazil-Sounds, Afro-Einflüsse, alles drin. Eine der Grundlagen für die EP „Children Of Zu Zu“ war gelegt.

Charles Petersohn ist Berliner, wohnt aber schon seit sehr vielen Jahren in Wuppertal. Er war Tourmanager, unter anderem von LTJ Bukem und den Sofa Surfers. Seine größte Liebe ist und bleibt der Jazz, eines seiner größten Idole ist Sun Ra. Und all das hört man auf seiner neuen EP, die kein Jazz sein soll, aber doch sehr viel Jazz beinhaltet. Das Titelstück „Children Of Zu Zu“ entstand zusammen mit dem Pianisten Roberto di Gioia. Dazu Field Recordings aus Samoa. Überhaupt gibt es viele Gastmusiker*innen und Einflüsse in den insgesamt sechs Stücken. Genau das steht dieser Platte sehr gut. Im Kern bleibt sie jedoch House Music – ziemlich deepe House Music.

Der verliebte Opa und Liebe im Weltraum

Über den – sagen wir mal – kosmisch orientierten Sun Ra kam die Frage nach Liebe im Weltraum auf. „Love In Space“ gibt es gleich zwei Mal auf der EP: Part 1 und Part 2. Gastmusikerinnen sind die beiden Enkelinnen des verliebten Opas Charles Petersohn: Lu und Jana. Er hat die beiden mit der Frage nach der Liebe im Weltraum konfrontiert. Die Fee Tinkerbell spielt auch eine Rolle und herausgekommen sind zwei wunderbar zarte, kosmische Stücke Musik.

Die B-Seite der LP beginnt mit „Zu Zu Music“ und Sounds aus dem British Library Sound Archive, was seit sehr langer Zeit das Leben und die Natur im Commonwealth dokumentiert. Und dazu das Schlagzeug von Mickey Neher. Danach „Myth Versus Reality“ – allein schon wegen der Kickdrum das clubtauglichste Stück dieser EP.

Aber was ist eigentlich Zu Zu? Der Begriff kommt vom Funk- und Soul-Musiker Dr. John aus New Orleans, der sich in seinen Texten oft auf Voodoo und Hoodoo bezieht (die religiöse und die weltliche Sichtweise). Dr. John wollte damit spirituelle Heilung und universelle Liebe ausdrücken und Charles Petersohn fand es wichtig, dies in der anstrengenden Gegenwart des Jahres 2025 noch einmal aufs Tapet zu bringen.

Das Cover-Foto gilt jetzt schon als eines der schönsten Plattencover des Jahres 2025 und stammt von dem Fotografen und DJ Daniel Schmitt, ebenfalls Wuppertaler. Es entstand in Südafrika und passt zu dieser EP: bunt, anziehend, spannend, international, spirituell und fröhlich. Zu Zu eben. Und Jazz not Jazz.

Veröffentlichung: 14. März 2025
Label: Compost Records

Das könnte Dich auch interessieren:



Diskussionen

1 Kommentare
  1. posted by
    Charles Petersohn
    Mrz 21, 2025 Reply

    Danke.

Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert