Rosalía – „Motomami“ (Rezension)

Bild des Albumcovers von „Motomami“ von Rosalía

Rosalía – „Motomami“ (Epic Records)

8,0

Die spanische Sängerin Rosalía ist auf dem besten Weg, einer der nächsten großen Popstars zu werden. Diverse Latin Grammy Awards und hochkarätige Kollaborationen seit ihrem Durchbruchsalbum „El Mal Querer“ aus dem Jahr 2018 sind eindeutige Indikatoren. Nun veröffentlicht sie ihr drittes Werk „Motomami“ und zeigt wieder einmal, wie die populäre Musik der Gegenwart und Zukunft zu klingen hat – nämlich nach HipHop, R&B und einer gehörigen Portion Latin-Pop. Denn was „Motomami“ vor allem ausmacht, ist seine Vielseitigkeit und Diversität – ein wilder Mix von Genres, Stilen und musikalischer Experimentierfreudigkeit.

Ein durchgängiges Motiv ist hierbei die immer wieder durchscheinende feministische Ausrichtung des Werks. Rosalía bildet die Vielschichtigkeit des Frauseins mit direkten, nachfühlbaren Inhalten ab. Mal mit sex-positiven Songs („Hentai“), mal mit empowernden Verwandlungsmetaphern oder auch verletzlichen Seiten („Como Un G“). Eine Mischung aus herzzerreißenden Balladen und waschechten Hymnen.

Global Pop auf dem Weg an die Spitze

Zu letzterer Sorte gehört auch die Vorabsingle „La Fama“. Ein gemeinsamer Songs mit dem kanadischen Sänger The Weeknd, der hier auf Spanisch singt. Der bittersüße Bachata-Lovesong mit elektronischen Elementen scheint soundtechnisch harmonischer als er auf der Bedeutungsebene eigentlich ist: Beschrieben wird das gefährliche Spiel mit dem Ruhm und wie schnell man diesem verfällt. Tracks wie „Bulerias“ zeigen mit Flamenco-Nähe und Autotune-Effekt eine Fortführung des bis dato klassischen Rosalía-Outputs. „Saoko“ ist mit übersteuertem Synth-Bass, Reggaeton-Beat und forderndem Rap eher ein Beispiel für die Unvorhersehbarkeit von „Motomami“.

Sie ist bereits angeklungen: die bemerkenswerte musikalische Vielfalt des Longplayers. Reggaeton-Sounds sorgen auf manchen Tracks für Party-Stimmung, Autotune für den nötigen Zeitgeist, um dann auf dem nächsten Track (oder noch im selben) wieder durch Rosalías vielseitige Stimme ersetzt zu werden. Die bis dato sehr präsente Flamenco-Ausrichtung macht auf „Motomami“ Platz für globale Sounds aller Art: karibische Klänge, Komponenten des Champeta und Bachata und viele weitere Inspirationen, vor allem aus lateinamerikanischen Musikrichtungen – für deren Einsatz die Katalanin allerdings nicht frei von Kritik bleibt und mit Vorwürfen kultureller Aneignung konfrontiert wird.

„Motomami“ ist auf jeder Ebene ein sehr vielfältiges Werk. Doch diese Diversität an Komponenten macht es keinesfalls beliebig, im Gegenteil: Es ist das Album einer Künstlerin, die sich durch harte Arbeit die Freiheit erkämpft hat, mit ihrer Musik neue Maßstäbe zu setzen. Und nicht zuletzt wird das Album von einem ganz besonderen Kleber zusammengehalten: Rosalías einzigartiger, markanter Stimme, die ihresgleichen sucht.

Veröffentlichung: 18. März 2022
Label: Epic Records

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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