Alternative persische Pop-Realität: „Dast“ von Madanii

Madanii malt sich eine alternative iranische Pop-Gegenwart aus (Foto: Andjani Autumn)

Unser heutiger Track des Tages hört auf den Namen „Dast“ und stammt von der Berliner Produzentin und Sängerin Madanii. Der Songtitel bedeutet auf Farsi „Klatschen“ und fungiert auf Feiern als Ausruf zum zusätzlichen Anfeuern der Tanzenden. Die Verbindung der Musikerin zur persischen Kultur kommt von Seiten ihrer Eltern, die als politische Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind. Bis Ende der 1970er-Jahre pulsierte im damals säkularen und „westlich“ orientierten Iran eine lebendige Kultur- und Musikszene. Dieser Ära setzte im Jahr 1979 die Islamische Revolution ein jähes Ende. Zu den ersten Amtshandlungen des neuen Machthabers Ayatollah Khomeini gehörten die Einführung der Verschleierungspflicht für Frauen und ein Verbot jedweder musikalischen Betätigung. In Form ihrer ersten Single für das Label PIAS malt sich Madanii gewissermaßen eine alternative iranische Gegenwart aus.

So ist unser Track des Tages Madaniis Vorstellung davon, wie sich iranische Tanzmusik anhören könnte, wenn die Islamische Revolution nie stattgefunden hätte. Für dieses Unterfangen greift sie traditionelle iranische und kurdische Rhythmen auf, die sich überraschend passgenau in ein zeitgemäßes Reggaeton-Gewand einfügen. Daneben verneigt sie sich auch vor dem Song „Makhloogh“ der persischen Sängerin Googoosh. Diese gehörte zu den größten iranischen Musik-Stars, bis sie 1979 festgenommen und ihr ein Auftritts- und Gesangsverbot erteilt wurde. Einen düsteren Kontrast zur Tanzmusik bietet der Text über den rassistischen Mordanschlag in Hanau von 2020. Der Song und das Video sind Teil von Madaniis autobiografischer Geschichte, die im Mai in Form der EP „Biilingual“ mehrere neue Kapitel erhält.

Die EP „Biilingual“ von Madanii erscheint am 16. Mai 2025 auf dem Label PIAS. Der vorab als Single veröffentlichte Song „Dast“ daraus ist heute unser Track des Tages. Hört und seht ihn Euch hier an: