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Bordermusic Death Is Only A Dream

ByteFM: Bordermusic vom 02.05.2016

Ausgabe vom 02.05.2016: Death Is Only A Dream

"Die Kirche der Afro-Amerikaner, ob christlich oder heidnisch, ist schon seit jeher eine Kirche des Gefühls gewesen. In Afrika waren rituelle Tänze und Lieder fester Bestandteil der religiösen Zeremonien, und die wilden Gefühlswallungen, die mit dem afrikanischen Ritual einhergingen, sind zwar oft ausführlich dargestellt, aber selten verstanden worden. Dieses Erbe der emotionalen Religion war einer der bedeutsamsten Beiträge der afrikanischen Kultur zur afroamerikanischen. Das Joch der Sklaverei musste dazu führen, dass dieses immense Reservoir an emotionaler Energie in die Religion mündete.
Die Christianisierung entfernte den Sklaven von seinen afrikanischen Wurzeln. Die Musik des nun "bekehrten" Schwarzen wurde zum Ausdruck seiner Sehnsucht "über den Jordan zu setzen" und "seinen Gott zu treffen". Er wollte nicht mehr nach Afrika zurück. Und vielleicht sieht man so, wie vollkommen und perfide das Christentum in diesem Sinne war: Es lenkte das Denken der Sklaven von Afrika und ebenso von der realen Freiheit ab. Wollte der Schwarze aus dem schmutzigen Paternalismus und dem Grauen der Sklaverei ausbrechen, legte das Christentum ihm nahe, sich wenigstens bis zum Tode zu gedulden. Dann könne er friedlich und erhaben ins gelobte Land eingehen.
Zur Zeit der Sklaverei waren die kirchlichen Freizeitprogramme ohne Konkurrenz. Nachdem der Schwarze von der Feldarbeit kam, blieben ihm für die soziale Betätigung nur die Bethäuser. Erst eine geraume Zeit nach Abschaffung der Sklaverei hatte er überhaupt Zeit für nichtkirchliche Veranstaltungen. Es ist darum kaum verwunderlich, wenn die ersten Bücher über afro-amerikanische Musik von der Spärlichkeit weltlicher Musik sprechen. Aber das Ende der Sklaverei hatte eine auflösende Wirkung auf jene Sklavenkultur, wie sie die Kirche ermöglicht hatte. Mit dem gesetzlichen Ende der Sklaverei gab es für die Mehrheit der Schwarzen ein ausgefüllteres Leben jenseits der Kirche. Es gab mehr und mehr "Sünder", und immer häufiger konnte man die "Teufelsmusik" hören."
(Amiri Baraka, "Blues People")

Wurde in den Spirituals der weißen amerikanischen Bevölkerung des öfteren die Bitte geäußert, die letzte Reise möge doch noch eine wenig auf sich warten lassen, so wird in der afroamerikanischen Musik der Tod gepriesen und gefeiert. Bei einer Existenz als Sklave auch nicht weiter verwunderlich. Aber: der Geist wird nicht ohne Gesang herabsteigen. Deshalb gibt es heute in Bordermusic eine Stunde lang Hymnen, Spirituals, Gospel, Blues, Worksongs und Field Recordings über den Tod als Erlöser, seinen Kumpel Gott und einen Zimmermannssohn namens Jesus Christus. Müsste ich nicht zur Taufe, ich würde zuhören.

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Playlist

1.  The Wright Specials / Pilgrim Of Sorrow
Shades Of Gospel Soul / Motown
2.  The Mountavie Gospel Singers / I Love The Lord
Saved And Sanctified-Songs Of The Jade Label / Numero Group
3.  Rev. Anderson Johnson / Death In The Morning
Goodbye Babylon / Dust To Digital
4.  Two Gospel Keys / You´Ve Got To Move
Goodbye Babylon / Dust To Digital
5.  Henry Morrison And The St. Simon´S Island Singers / I´M Gonna Sail Like A Ship On The Ocean
Sounds Of The South / Atlantic
6.  Estil C. Ball / Please Let Me Stay A Little Longer
Sounds Of The South / Atlantic
7.  Rev. Edward W. Clayborn / Death Is Only A Dream
I Have A Home In The Sky / Death Is Not The End
8.  Rev. Lonnie Farris / A Night In The House Of Prayers
Life Is A Problem...But Where There´S Life, There´S Hope / Mississippi Records
9.  Henry Wallace (Jimpson) / No More My Lawd
Negro Prison Blues And Songs / Legacy International
10.  Henry Grady Terrell / Old John Henry Died On The Mountain
Classic Railroad Songs / Folkways
11.  Brother Hayes And The Farmer Singers / Saved And Sanctified
Saved And Sanctified-Songs Of The Jade Label / Numero Group
12.  Washington Phillips / Lift Him Up That´S All
Washington Phillips / Death Is Not The End
13.  Southern Sons / My God Is A Mighty Man
Deep South Gospel / Alligator
14.  Golden Tones Of Savannah / I Will Answer When The Roll Is Called
In The Storm So Long / Mississippi Records
15.  Rebecca Smith, Tom & Ruth Miller / I´Ve Got Religion
Country Negro Jam Session / Arhoolie
16.  Sister Ola Mae Terrell / Life Is A Problem
Sister O. M. Terrell / Death Is Not The End
17.  Willard Artis “Blind Pete” Burrell / A Little Talk With Jesus Makes It Right
Sorrow Come Pass Me Around / Advent
18.  Evangelist Loretta Myles / Jesus Will Never Say No
In The Storm So Long / Arhoolie
19.  Bessie Jones / Oh Death
So Glad I´M Here / Rounder
20.  James Shorty & Mississippi Fred Mcdowell / I Want Jesus To Walk With Me
Sounds Of The South / Atlantic