Der West-Östliche Diwan So war sie, die DDR

Klaus Jentzsch & Renft: Lieder und Statements

Ich habe Renft das erste Mal 1973 im Ost-Berliner Treptower Park erlebt, wo Peter „Cäsar“ Gläser neben eigenen Songs „ein altes Volkslied“ sang: „Lady Jane“ von den Stones, die damals in der DDR als Ausbund der Hölle geschmäht wurden. Nicht bei den Youngsters, die waren begeistert. Das Konzert hat mich damals infiziert: Sowas gibt es in der Zone? Was gibt es denn da noch so alles?

Bandchef Klaus „Renft“ Jentzsch (1942 – 2006), gelernter Tischler, war am Bass eher Durchschnitt.
Sein Genie bestand vielmehr im Management, im Organisieren, in der Zusammenstellung brillanter Musiker, im listigen Taktieren mit der Staatsgewalt, auch wenn er den großen Crash mit ihr nicht verhindern konnte. Renft – drei Spitzensänger, brillante Instrumentalisten, zeitnahe Texter und wunderbare Komponisten. Landesweit berühmt auch wegen ihrer Trinkfestigkeit.

Nachdem der Renft(-Combo) 1975 seitens der Kulturadministration die Spielerlaubnis entzogen wurde („Das heißt nicht, dass Sie verboten sind – Sie existieren für uns nicht mehr!“), siedelte Jentzsch nach West-Berlin über und wohnte übergangsweise bei mir. Zusammen mit Christoph Busse machten wir 1977 für´s NDR-Fernsehen den Film „Saitenwechsel“. Zuvor hatten wir lange Gespräche mit Klaus geführt, wo er seine Erfahrungen und Analysen beide Deutschlands betreffend kundtat.

Einiges davon wird im DIWAN zu hören sein, ebenso wie viele der Renft-Songs, die ein Abbild der Stimmungslage damals in der DDR liefern. Heute scheint das alles weit weg zu sein, aber es ist so nah. Auch wenn die Handlungsorte wechseln.

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Foto: H.-J. Schaller