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Kramladen Vulkane, Vibrationen, Volksmusik und mehr

ByteFM: Kramladen vom 21.07.2011

Ausgabe vom 21.07.2011: Vulkane, Vibrationen, Volksmusik und mehr

Vulkane, Vibrationen, Volksmusik und mehr – Musik und Erlebnisse vom westlichen Rand Europas

Die „isla verde y de los volcanes“, wie La Palma, die grünste, vulkanreichste und landschaftlich vielfältigste Insel des kanarischen Archipels genannt wird, ist nicht nur ein Wanderparadies, sondern bietet zunehmend auch musikalische Entdeckungen. Auf der Plaza Espana in der Inselhauptstadt Santa Cruz ist ein farbenfrohes Volksfest mit traditionellen Tänzen, Chorgesängen und einem Mandolinen-Orchester zu erleben, tags drauf findet auf dem zentralen Platz in Los Llanos, der heimlichen Hauptstadt im sonnigen Westteil der Insel, ein international besetztes Jazzkonzert statt. Im Kulturzentrum von El Paso tritt vor handverlesenem Publikum der kanarische Latino-Rapper Mensey auf, während das virtuose Gitarren-Duo Guitar Juice aus Teneriffa in einer Altstadt-Kneipe kanarischen Gypsy-Swing in der Tradition von Django Reinhardt zelebriert. Wenige Tage später am gleichen Ort rezitiert ein palmerischer Dichter mit verkniffenem Gesicht eigene Prosatexte und wird dabei von zwei Akustikgitarristen begleitet, die den scharfen Ton der Rezitation mit Wohlklang umhüllen. Einer der beiden Begleitgitarristen ist der Sänger und Songschreiber Daniel Cano aus Gran Canaria, der sich vor zwei Jahren mit seinem Benefiz-Song „Sin Conflicto Al Fin“ an der weltweiten Friedens-Initiative „World March for Peace and Nonviolence“ beteiligt hat.
Über ein Vierteljahrhundert wurde die Musik von La Palma bestimmt von der 1974 gegründeten Folkrock-Gruppe Taburiente, benannt nach dem grandiosen Erosions-Krater im Zentrum der Insel, Caldera de Taburiente. Die Band Taburiente galt in den siebziger Jahren neben Malicorne aus Frankreich, Alan Stivell aus der Bretagne, Elster Silberflug aus Heidelberg und anderen als eine der wichtigsten europäischen Folkrock-Gruppen (außerhalb Englands, Schottlands und Irlands), die regionale Folklore selbstbewusst und kompetent mit Rock/Pop-Elementen verbanden und kritische Textinhalte verarbeiteten. Nach längerer Pause meldete sich die Band um den Sänger, Songschreiber und Maler Luis Morera 2008 mit ihrem neuen Album „Libre“ zurück.
Zu den tonangebenden Musikern auf La Palma zählt auch die Sängerin und Songschreiberin Ima Galguén, die in ihren Liedern Bezüge zur keltischen Musik herstellt, während die junge Musikszene nicht nur auf La Palma, sondern auch auf anderen kanarischen Inseln, sich stilistisch mehr an der Latino-Rhythmik aus Venezuela und der Karibik orientiert. Die Verbindung zu Amerika und der Karibik hat historische Wurzeln. Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts wurden Palmeros immer wieder durch Vulkanausbrüche und Hungersnöte gezwungen, zu emigrieren und suchten ihr Glück in der Neuen Welt. Heimkehrer, die es in der Ferne zu bescheidenem Wohlstand gebracht hatten, kamen mit lateinamerikanischer Musik in ihrem Gepäck auf die Insel zurück, was hörbare Spuren in der weiteren Entwicklung der palmerischen Musik hinterließ.
Traumhafte Wanderungen durch die Naturwunder der Insel wie die atemberaubend schöne, übergrünte Caldera de Taburiente mit ihren bis auf 2.400 Meter steil aufragenden Kraterwänden, die Ruta de los Volcanes, ein Höhenweg entlang bizarrer Vulkankrater, der Lorbeer-Urwald Los Tilos mit seiner subtropischen Vegetation, abgelegene, schwarze Lava-Ministrände in versteckten Buchten an der Felsenküste und die Mondlandschaften um den 1971 ausgebrochenen Vulkan Teneguia an der Südspitze der Insel, das sind die touristischen Highlights von La Palma, die musikalischen sind nicht immer so leicht zu finden, aber jede Entdeckung wert. In dieser Kramladen-Ausgabe werden einige Musikentdeckungen von der Insel La Palma am westlichen Rand Europas präsentiert.