La France, en confidence Das Erbe von Mylène Farmer, das Warten auf die Liebe am Spielplatz und der "sanfte Herr“!

Angefangen mit letzterem: Mon Doux Seigneur – Mein sanfter Herr (z. B.: Herr Jesus) ist der Künstlername von Émerik St-Cyr Labbé aus Montréal in Kanada und gar nicht so gemeint: Émerik schreibt diesen Seigneur mit einem „a" statt einem „e“, und damit ist der „Herr“ ein „Bluter“. Das klingt bemüht, hat in Kanada aber nicht nur für Fragezeichen, sondern auch für Konzertbesuche gesorgt. In meinen Ohren haben sich, zugegeben, erst die letzten beiden SIngles "Mélodie" und "Rodéo" verfangen. Die dann aber auch richtig. Das Warten auf den Liebsten am Spielplatz, das Wissen, er wird wohl nicht mehr kommen, das ist eins der ehrlichsten, traurigsten Liebeslieder für ganz junge Erwachsene, auch aus Kanada, und von Lydia Képinski.

Und das Erbe von Mylène Farmer kann natürlich noch gar nicht verteilt werden, weil Mylène selbst, auch nach bald 40 Jahren im Pop-Business, sehr aktiv ist und mit ihrem Gothic-Pop, mit der erprobten Anspielung auf die eigene Vergänglichkeit die Stadien fast noch voller kriegt als vor 20 oder 30 Jahren. Und trotzdem! Trotzdem gibt es Französinnen und auch wieder eine Kanadierin, die in Mylènes Spuren wandeln. Vor allem Rosie Valland aus Montréal hat den Mylène-Farmer-Megahit „Désenchantée“ auf eine Weise neuvertont, die erkennbar macht, wie privat und leise dieses Lied einer verzweifelten Frau vielleicht auch mal gemeint war …

Außerdem Musik u. a. von Superpoze, Les Louanges und, wie seit seinem Tod im Mai in jeder Ausgabe, von Jean-Louis Murat.