Ja, Panik – „Die Gruppe Ja, Panik“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Die Gruppe Ja, Panik“ von Ja, Panik, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Ja, Panik – „Die Gruppe Ja, Panik“ (Bureau B)

Unser vor Kurzem veröffentlichter Beitrag zum zehnjährigen Jubiläum des Albums „DMD KIU LIDT“, dem vierten Album von Ja, Panik, endete mit der hoffnungsvollen Prognose, dass die Zeit reif sei für das nächste Meisterwerk. Tja, nun ist es da. „Die Gruppe Ja, Panik“, der sechste Langspieler der österreichischen Apokalypsen-Utopist*innen, ist ein Album, das unsere harte, moderne und auch bittere Zeit schonungslos reflektiert.

Aber erst einmal ein paar Schritte zurück. Ja, Panik wurden in den Nullerjahren von fünf Burgenländlern gegründet. Wenig später zog es die Bande nach Berlin. Dort, in ihrer konspirativen Wohnung, wurde ihr von Anfang an ziemlich guter Indie-Rock über die Jahre immer bissiger und besser. Alles kulminierte in besagtem Opus magnum „DMD KIU LIDT“. Danach kam die Implosion: Zwei Bandmitglieder stiegen aus. Der Rest, Sänger und Gitarrist Andreas Spechtl, Bassist Stefan Pabst und Schlagzeuger Sebastian Janata, veröffentlichten 2014 die Pop-Utopie „Libertatia“. Es folgte das Buch „Futur II“, das sich wie ein klarer Abschluss des Kapitels „Ja, Panik“ las.

Nun sind Ja, Panik wieder da. Nicht als Quintett, nicht als Trio, sondern als Quartett, ergänzt um Gitarristin und Keyboarderin Laura Landergott, die bereits bei den „Libertatia“-Konzerten mit auf der Bühne stand. Und so markiert auch der Albumtitel diesen Neubeginn und beschwört zudem das Gemeinschaftsgefühl, das die Musiker*innen dieser Band schon über so viele Jahre verbindet.
Apocalypse Or Revolution“ hieß die erste Single, die am 1. Januar erschien und das neue Jahr einläutete. Es war der erste neue Song seit fast sieben Jahren. „Es hat sich so lang versteckt / Jetzt ist es da und stellt Fragen“, singt Spechtl darin, über ein bedrohliches Gitarren-Arpeggio. Ob das „es“ seine Gruppe meint, ist fast egal. Was zählt, ist, was danach kommt: „Du wirst die Antwort verfluchen / Apocalypse or revolution“, heißt es da, kurz bevor die Fuzz-Gitarre einsetzt. Eine Antwort bleiben Ja, Panik hier also schuldig. Aber das war auch nie die Intention ihrer Musik: Klarheit schaffen. Vielmehr geht es darum, aufzuzeigen, dass es eben nicht auf alle Fragen auch immer eine eindeutige Antwort gibt, wie Andreas Spechtl auch vor Kurzem im Interview im ByteFM Magazin erklärte.

Apokalyptische Utopie

„Apocalypse Or Revolution“ ist der letzte und beste Song des Albums. Doch auf dem Weg dorthin gibt es noch so viel anderes zu bestaunen. Der Einstieg „Enter Exit“ demonstriert eindrucksvoll den tiefen Sound der LP, mit Noise-Rauschen, Saxofon und Orgel-Klängen, die um Spechtls Gitarre und Stimme kreisen. In „Gift“ kommen die Drums dazu – und mit ihnen der potentielle dringlichste Ja-Panik-Sound aller Zeiten. Die Band hat „Die Gruppe Ja, Panik“ zum ersten Mal in Eigenregie produziert, was das Ergebnis um so beeindruckender macht. Überall gibt es akustische Geheimnisse und Details zu entdecken, vom im Ambient-Meer begrabenen Wandergitarren-Geklimper in „The Zing Of Silence“ bis zu den Feedback-Wellen in „The Cure“. Jeder Song eine kleine Schatztruhe.

Ein Ja-Panik-Album wäre natürlich kein Ja-Panik-Album ohne ihre manifestartigen Texte. Auf „Die Gruppe Ja, Panik“ gibt es viele, betörend schlichte Bonmots, die man direkt auf die nächste Neubaufassade schmieren möchte: „The only cure for capitalism is more capitalism.“ „Die Welt wollt ich in Stücke brechen / Und leben in der leeren Mitte.“ „Ja der Riss der Welt geht auch durch mich / Durch mein Device, durch mein Gesicht.“ Mit Zeilen wie diesen setzten sich Ja, Panik bereits auf ihren ersten Platten von ihren größtenteils apolitischen Indie-Rock-Kolleg*innen ab. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wie gut, dass es dieses Album gibt. Und diese Gruppe.

Veröffentlichung: 30. April 2021
Label: Bureau B

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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