Kokoroko – „Could We Be More“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Could We Be More“ von Kokoroko, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Kokoroko – „Could We Be More“ (Brownswood Recordings)

„Sei stark!“: So in etwa lässt sich der Bandname von Kokoroko aus der Sprache der Urhobo, einem im Süden Nigerias lebendem Volk, ins Deutsche übersetzen. Das ist natürlich in erster Linie ein Aufruf, den das Oktett seinem Publikum gegenüber ausspricht. Doch Kraft spenden kann bekanntlich nur jemand, der selber über Kraftressourcen verfügt. Und davon haben Kokoroko mehr als genug – schließlich reden wir hier über eines der meistgehypten Projekte aus der ohnehin schon nicht mit Hype geizenden UK-Jazz-Metropole London. Nach ordentlich Fahrtwind generierenden Singles und EPs legt die Band nun ihr lang erwartetes Debütalbum „Could We Be More“ vor, auf dem sie einen mächtigen und ermächtigenden Strudel aus Afrobeat, Jazz und Funk beschwört.

Im Auge dieses Sturms befinden sich Percussionist Onome Edgeworth, Schlagzeuger Ayo Salawu und Bassist Duane Atherley – eine der besten Rhythmusgruppen ihrer Generation. Alleine der Eröffnungstrack „Tojo“ ist ein Meisterkurs – die drei Musiker lassen komplexe Polyrhythmik federleicht wirken. Auch schnelle Afrobeat-Exkursionen wie „We Give Thanks“ klingen mühelos und werden im Falle von „War Dance“ noch mit einer Extraportion Funk versehen.

Telepathisches Zusammenspiel

Ein bombenfestes Fundament, auf dem der Rest der Band in viele Richtungen gleichzeitig tanzen kann. Saxofonistin Cassie Kinoshi, Posaunist Richie Seivwright und Trompeterin Sheila Maurice-Grey (die unter anderem auch in dem exzellenten Kollektiv Nérija aktiv ist) variieren zwischen schiebenden Bläsersätzen und gefühlvollen Soli. Gerade letztere stechen heraus: In „Ewà Inú“ spielen Maurice-Grey und Kinoshi sich genussvoll die Bälle zu, eine Phrase hinreißender als die andere.

Diese drei Musiker*innen sind auch für den Gesang auf „Could We Be More“ verantwortlich: In „We Give Thanks“ umschmeicheln ihre dichten Harmonien den Soul-Funk vom Rest der Band. Und dann sind da noch Gitarrist Tobi Adenaike-Johnson und Keyboarder Yohan Kebede, die mit verspielten Highlife-Gitarren und Rhodes-Tupfern die Zwischenräume ausfüllen. Hier liegt die größte Kraft von Kokoroko: im nahezu telepathischen Zusammenspiel.

Veröffentlichung: 5. August 2022
Label: Brownswood Recordings

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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