Big Thief – „U.F.O.F.“ (Album der Woche)

Cover des Albums „U.F.O.F.“ von Big Thief

Big Thief – „U.F.O.F.“ (4AD)

Das zusätzliche „F“ im Titel von Big Thiefs neuem Album steht nach eigener Aussage für „Friend“. Unidentified Flying Object Friend? Der New Yorker Indie-Folk-Band ist es offensichtlich ziemlich egal, ob das grammatikalisch einen Sinn ergibt. Allein in der Musik, die Big Thief auf ihrem dritten Studioalbum darbieten, erschließt sich dieses „F“ von selbst. Es zeigt vier MusikerInnen, die vom brutalen Tourplan ihrer letzten beiden Alben nicht zermürbt wurden, sondern in tiefer Freundschaft zusammengewachsen sind. Das letzte Jahr verbrachten die Mitglieder zwar mit allerlei Soloprojekten, doch auf „U.F.O.F.“ klingen sie so unzertrennlich wie noch nie.

Dieses Album wurde live aufgenommen – und das merkt man: Die GitarristInnen Adrianne Lenker und Buck Meek lassen ihre Melodien so fließend ineinander übergehen wie alte FreundInnen, die mühelos die Sätze ihres Gegenübers beenden. Die Rhythmusgruppe aus dem Bassisten Max Oleartchik und dem Schlagzeuger James Krivchenia spielt in fast schon schlaftrunkener Einheit. Und über allem schwebt Lenkers sanft vibrierende Alt-Stimme, die wie ein freundliches UFO das harmonische Treiben ihrer Band beobachtet.

Unbekanntes Freund-Objekt

Apropos UFO: Das titelgebende unbekannte Flugobjekt ist in Big Thiefs Händen nicht etwa ein fremder, beängstigender Eindringling – im Titeltrack wird es zu einer eskapistischen Metapher: „And I imagine you / Taking me outta here / To deepen our love“, singt Lenker über ein warmes Bett aus gezupften Gitarrensaiten. Big Thief finden die Liebe auch an anderen ungewöhnlichen Orten: beispielsweise in der betont unromantischen Farbe „Orange“ oder gar in der endlosen Wüste. Woher sie kommt, ist egal, denn wenn sie einen erst einmal packt, kann man sich sowieso nicht wehren. „You don’t need to know why when you cry“, heißt es in „Cattails“.

Und auch die Musik der Band weiß, mit ungewöhnlichen Wendungen zu überraschen: Der Opener „Contact“ explodiert plötzlich mit einem Fuzz-Riff. Der minimalistisch beginnende Abschlusssong „Magic Dealer“ endet mit einer zweiminütigen Ambient-Noise-Meditation, das soft-rockende „Strange“ mit außerirdischen Synthesizer-Harmonien. Diese Haken schlagende Musik ergänzt sich ideal mit Lenkers seltsamer Poesie. Ein Album über die ungewöhnliche Liebe, gespielt von ungewöhnlichen FreundInnen.

Veröffentlichung: 3. Mai 2019
Label: 4AD

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