Ela Minus – „Acts Of Rebellion“ (Domino)
Vielleicht muss ja alles gar nicht so schwer sein. Das erzählt uns jedenfalls Ela Minus. „If you have to go to the bottom of a hole / To find what’s wrong / Just let it go“, singt die Kolumbianerin auf ihrer Debütsingle. Wenn Du auf den Boden eines tiefen Lochs krabbeln musst, um herauszufinden, was falsch ist, dann solltest Du es vielleicht lieber lassen. Warum im Dreck wühlen, wenn man einfach weitergehen kann?
Was sich ein bisschen wie ein motivierender Postkarten-Spruch liest, hat aber mehr Dimensionen. Das verrät auch der Titel dieser Single: „They Told Us It Was Hard, But They Were Wrong“. Minus, die mit bürgerlichem Namen Gabriela Jimeno heißt, muss das „They“ nicht definieren, um klar zu stellen, wen oder was sie meint. Ihre Musik klingt erst einmal distanziert, gefüllt mit stoisch pulsierenden Synthesizern und unterkühlt intoniertem Gesang. Nach 80er-Jahre-Wave und dem zeitgenössischen Synth-Pop, der von ihm beeinflusst wurde. Doch der Spirit, der diese Song antreibt, ist Widerstand.
Empathie als Rebellion
Das wird noch deutlicher in der nächsten Single „Megapunk“: „We can’t seem to find / A reason to stay quiet“, singt Jimeno da, über einen so gar nicht „quieten“ Beat. „We’re afraid we’ll run out of time / To stand up for our rights“, geht es weiter. Kein Wunder, dass ihr Debütalbum „Acts Of Rebellion“ heißt.
Doch auch wenn die Musik treibender wird, die Bassdrum mehr anzieht, der Techno stärker durchscheint, schreibt Jimeno keine Songs zum Faust-in-die-Luft-Recken. Auf „Acts Of Rebellion“ gibt es keine Protesthymnen. Stattdessen scheint sie die inneren Monologe einer Generation zu vertonen. Jimenos Rebellion heißt Empathie. „Today I woke up at seven p.m. / My brain feels like it’s going to break“, singt sie später auf diesem Album und spricht wahrscheinlich vielen Menschen in dieser Zeit aus der Seele: „I haven’t seen anyone in a couple of days / I’m afraid I forgot how to talk / To anyone else that’s not myself.“ Dabei wühlt sie sich gar nicht durch den Dreck. Stattdessen klingt diese Musik wie ein Zuspruch. Wie ein Balsam für unruhige Geister, ein sanftes „Du bist nicht allein“. Allein das kann ja schon Vieles leichter machen.
Veröffentlichung: 23. Oktober 2020
Label: Domino Records
Diskussionen
2 Kommentaresilke
Jan 26, 2021Moin. Hab da mal ne Frage. Ist das ok, das Amazon Rezensionen von euch übernimmt? (Bsp. Yaeji „What we Drew“) Gibt es da nen Abkommen?
ByteFM Redaktion
Jan 27, 2021Liebe Silke, Danke für Deinen Kommentar. Bei Amazon kann ja jede*r bewerten und rezensieren. Wir haben uns mal dazu entschieden, unsere Rezensionen zum Album der Woche auch auf dieser Plattform zu veröffentlichen – was natürlich in erster Linie auf unser eigenes Projekt aufmerksam machen soll. Eine Absprache oder ein Abkommen gibt es also nicht. Viele Grüße, Dein ByteFM-Team