Levin Goes Lightly – „Numb“ (Tapete Records)
Im Laufe seiner elf Jahre und nun fünf Studioalben umspannenden Karriere wurde schon viel Positives über Levin Stadler aka Levin Goes Lightly geschrieben. Über den nostalgischen und irgendwie doch immer zeitgemäß wirkenden New-Wave-Sound, den der Stuttgarter seit seinem 2013er Debüt „Dizzy Height“ an den Tag legt. Über sein melancholisches Songwriting und seine euphorischen Konzerte. Oder über die perfide Catchiness seiner 2021er LP „Rot“.
Doch ein Aspekt seiner Kunst ist bis heute eher schwach belichtet: sein Talent für Punchlines. Damit sind keine Fäuste-in-die-Luft-Parolen, ironische Pointen oder zerstörerische Diss-Zeilen gemeint. Sondern Stadlers Händchen für kurze Sätze, abwechselnd Deutsch und Englisch, die großen Weltschmerz mit großer Präzision auf ihre Essenz herunterbrechen. Zeilen wie diese hier, auf seinem neuesten Werk, die sich wie ein Mantra für das Projekt Levin Goes Lightly lesen: „Ist es so schön, weil es so traurig ist?“ Kein neues Konzept, aber in seiner Stringenz doch entwaffnend. „Numb“, sein fünfter Langspieler, wirkt wie ein Showcase für genau dieses Talent – jeder Song hat mindestens einen Satz, der sich direkt im Stammhirn festsetzt.
Traurige Punchlines
Dieses lyrische Talent braucht vor allem eins: Fokus. Stadler verschwendet keine Wörter, wie er direkt in der Hookline des Openers „Wasser“ demonstriert: „Wir tragen für einander unser Gift.“ „Das Leben wäre doch sonst zu lang für uns beide“, singt er in „Fleck“. Die Romantik von „Rot“ ist einer bitteren Atmosphäre gewichen. „Guide me away / To another day / Till everything falls apart.“ Die Beziehungen auf „Numb“ oszillieren toxisch zwischen „Ich löse mich auf / In Endorphin“ und „Realität beständig entsetzlich“. Das spiegelt sich auch im Klang des Albums: Stadlers ohnehin schon immer etwas dunklerer Wave-Pop gerät hier noch elektronischer, distanzierter, melancholischer. Auch im Songwriting zeigt sich Stadlers Fokus: Die zehn Songs sind stets catchy – aber dabei sehr unterkühlt.
Stadler weiß aber auch, dass Traurigkeit allein nicht ausreicht. Inmitten all des Giftes auf „Numb“ gibt es dann doch Momente, die das Herz aufgehen lassen. So wie diese perfekte kleine Levin-Goes-Lightly-Punchline in „Circles“: „There’s nothing wrong with being lost / ‘Cause nothing is a straight line.“
Veröffentlichung: 18. Oktober 2024
Label: Tapete Records