Molly Burch – „First Flower“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 1. Oktober 2018

Molly Burch – „First Flower“ (Album der Woche)

Molly Burch – „First Flower“ (Captured Tracks)

Eine Studie der American Psychiatric Association kam im vergangenen März zu einem bemerkenswerten Schluss: Millenials, die oft verzogen geschimpfte Generation der zwischen 1980 und 1999 geborenen Menschen, sind die nervöseste Generation unserer Zeit. Die Gründe dafür sind größtenteils finanzieller Natur: unbezahlbare Studien-Kredite, Arbeitslosigkeit, die stetige Angst, seine Miete nicht zahlen zu können. Eine omnipräsente Nervosität, die die geistige Gesundheit einer ganzen Generation trübt.

Auch Molly Burch, geboren im Jahr 1991, gehört dieser „Generation Anxious“ an. „Ich habe das Gefühl, dass Leute mich nicht als nervösen Menschen wahrnehmen“, so die texanische Künstlerin. „Sie ahnen gar nicht, wie nervös ich wirklich bin.“ Wie bei vielen Angehörigen ihrer Generation lauert die Angst unter der Oberfläche.

Ein Balsam für die „Generation Anxious“

So verhält es sich auch mit ihrem nun erscheinenden zweiten Album „First Flower“: Von außen betrachtet handelt es sich hier um eine Sammlung lupenreiner Alternative-Country-Songs, mit Namen wie „Candy“ und „True Love“, verziert mit verspielten Gitarren-Licks und sonnigem Harmonie-Gesang. Doch ähnlich wie bei ihrem ersten Album „Please Be Mine“ ist nicht alles wie es scheint. Denn im leichten Zittern, das die studierte Jazz-Sängerin durch ihre Stimme flattern lässt und in den doppelbödigen Texten lauert die Nervosität. „It’s in my nature to be guarded“, singt sie mit spürbarer Melancholie in „Wild“ und verwandelt damit einen gut gelaunten Spätsommer-Country-Song in ein selbstkritisches Mantra. Die Depression schwebt wie ein Damokles-Schwert über diesen Songs. „For some time I’ve been so blue, haven’t you? / Ain’t it sad, ain’t it a shame that I’m the only one to blame?“, heißt es in „Every Little Thing“.

Doch die warme Musik, in die diese traurigen Lieder eingepackt wurden, ist nicht nur Fassade. Dieses Album ist voller Momente, in denen Burch ihre inneren Dämonen konfrontiert und schlussendlich besiegt. Das sind die Höhepunkte dieser Platte: „I don’t need to scream to get my point across / I don’t need to yell to know that I’m the boss“, ist eine Zeile aus dem Song „To The Boys“, eine triumphale Kampfansage an all die Menschen, die einen klein halten wollen. Wie Burch selbst in ihrer Widmung schreibt: „Dieses Album ist all denen gewidmet, die jemals von Ängsten und Selbstzweifeln geplagt wurden. Ich hoffe, es muntert Euch auf.“ Und genau das tut es.

Veröffentlichung: 5. Oktober 2018
Label: Captured Tracks

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Jamie xx – „In Colour“ (Album der Woche)
    Dance-Musik macht Jamie xx glücklich. Mit seinem Debütalbum "In Colour" gibt der 26-Jährige ein Stück von diesem Glück weiter. "In Colour" ist ein in vielen Farben schillerndes House-Dubstep-Amalgam. Soundschnipsel aus Jungle-Dokus und hochkarätige Gäste treffen auf pluckernde Arpeggios, dröhnende Synths und lässige Beats....
  • Cover des Albums Yes Lawd! von NxWorries
    Knxwledge bastelt lässige Samples à la Madlib, Anderson .Paak rappt locker und mit viel Soul darüber. Ein paar uneilige Beats dazu – fertig ist „Yes Lawd!“, das Debüt der HipHop-Kollaboration mit dem Namen NxWorries....
  • Klez.e – „Desintegration“ (Album der Woche)
    Mit "Desintegration" schauen Klez.e zurück ins Jahr 1989. Das Album ist eine Hommage an ihre Jugend und an damals wie heute vergötterte Wave-Bands wie The Cure, die Schwermut so schön in Musik verpackten....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.