Saya Gray – „Saya“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 24. Februar 2025

Cover unseres Albums der Woche „Saya“ von Saya Gray

Saya Gray – „Saya“ (Dirty Hit)

Saya Gray klang einst wie die Zukunft. „19 Masters“, das 2022 erschienene Debüt-Projekt der japanisch-kanadischen Musikerin, war ein rauschender Hybrid aus Bedroom-Pop, digitalen Glitches und Alt-R&B aus der späteren Frank-Ocean-Schule. Gleichzeitig reizüberflutend und unmittelbar intim. Ein direkter Einblick in das kreative und persönliche Chaos einer jungen Künstlerin, das eine neue Blaupause für den Lo-Fi-Pop-Sound der Gen Z hätte sein können. Eine Generation, für die die komplette digitale Reizüberflutung die Norm ist. Auf dem 2023 und 2024 folgenden EP-Doppel „QWERTY“ und „QWERTY II“ verdichtete Gray diesen Sound der Stunde, mit verzerrten Hyper-Pop-Sounds, Nu-Metal-Gitarren und HipHop-Breaks. Ende des vergangenen Jahres kündigte sie ein Debütalbum an und warf damit eine Frage in den Raum: Wie wird es – und damit die Zukunft – wohl klingen?

Nun ist „Saya“ da – und es beginnt mit dem Musik gewordenen Sound der Vergangenheit: Eines der ersten Instrumente im Opener „…Thus Is Why (I Don’t Spring 4 Love)“ ist eine verdammte Pedal-Steel-Gitarre, der akustische Signifier für Country, Americana und Roots-Rock. Das Instrument wird auch nicht auf eine abgefahrene, moderne Art und Weise bedient, wie es etwa Bands wie Wednesday tun, sondern twangt gemütlich vor sich hin. Folk-Gitarren waren schon auf „19 Masters“ integraler Bestandteil von Grays seltsamem Sound, mindestens genauso wichtig wie der E-Bass, mit dem ihre Karriere als Session-Musikerin für Acts wie Daniel Caesar oder Willow Smith begann. Doch auf „Saya“ treibt sie diese Tendenzen in neue Extreme – beginnt der zweite Song „Shell (Of A Man)“ doch mit einem waschechten Bluegrass-Riff. Es führt kein Weg dran vorbei: Das Debütalbum der großen Innovations-Hoffnung Saya Gray ist ein Folkalbum!

Unter der Bluegrass-Gitarre wummert die 808

Gray schrieb diese Songs während eines Solo-Roadtrips durch die japanische Natur, nur mit ihrer akustischen Gitarre als Begleiter und ihrer „Folk-Urgroßmutter“ Joni Mitchell als Inspiration. Mit Mitchell teilt Gray sich auf jeden Fall das Talent für konfessionelles Songwriting: „Saya“ ist ein Trennungsalbum, gespickt mit hyperspezifischen Referenzen und messerscharfen Beobachtungen. Mit unmittelbar fühlbaren Wunden und giftigen Spitzen. „This will be the last song about you and your voodoo doll fetish“, singt sie in „Shell (Of A Man)“.

„There’s a difference in visiting a memory and living in the past“, heißt es weiter – Worte, die sowohl zur Reflektion auf vergangene Beziehungen funktionieren als auch Grays Songwriting sehr passend einfangen. Die omnipräsenten Folk-Elemente clashen immer wieder mit elektronischen Klängen: 808-Maschinen-Drums wummern unter den Bluegrass-Gitarren, während Synthesizer-Arpeggios wie Glühwürmchen um die Steel-Guitar tanzen. „Puddle (Of Me)“ verbindet Grays R&B-Gesang mit einem Country-Instrumental. Die Single „H.B.W“ ist gleichzeitig herzzerreißender Songwriter-Pop („There’s a graveyard in my dreams / I lay a flower once a week for you and me“) und bassig vibrierender Trap. Zwischen traditionellen Instrumenten und neuen Ideen findet Saya Gray ihn doch noch – den Klang der Zukunft.

Veröffentlichung: 21. Februar 2025
Label: Dirty Hit

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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