Almut Klotz & Reverend Dabeler – "Lass Die Lady Rein"

Almut Klotz & Reverend Dabeler - Lass Die Lady ReinVÖ: 23. August 2013
Web: facebook.com/klotz.dabeler
Label: Staatsakt

Almut Klotz, ihres Zeichens Mitbegründerin der Lassie Singers und des Labels Flittchen Records, widmete sich in den letzten Jahren neben zwei Buchveröffentlichungen musikalisch vor allem dem gemeinsamen Duo mit ihrem Lebensgefährten Reverend Christian Dabeler. Nach dem Debüt „Menschen An Sich“ (2007) erschien in der letzten Woche das Album „Lass Die Lady Rein“ – einen Monat später als zunächst geplant. Das bedeutete allerdings auch, dass Almut Klotz die Veröffentlichung nicht mehr miterleben kann, denn sie erlag in der Nacht vom 15. auf den 16. August 2013 erst 51-jährig ihrem Krebsleiden.

Im Angesicht dieser traurigen Nachricht ist es umso erfreulicher, dass „Lass Die Lady Rein“ ein Album voller Zuversicht und Lebensbejahung ist. In zehn Songs schildern Klotz und Dabeler Geschichten aus dem Alltag. Die meisten davon handeln von Menschen, deren Lebensentwürfe abseits der gesellschaftlich etablierten Normen stattfinden, und die Songtexte spiegeln eine gehörige Portion Lebenserfahrung wider. Unter den Titeln ist auch eine Neuinterpretation von Daliah Lavis „Oh Wann Kommst Du?“, einem wunderbar ehrlichen und unaufgeregten Liebeslied. Die Version des Hamburger Duos befreit den Titel von allem Schlagerkitsch und bettet Klotz‘ klare Stimme in eine zarte Instrumentierung aus Akustikgitarre und Glockenspiel, die schließlich in ein fulminantes Ende mündet.

Den Songs auf „Lass Die Lady Rein“ ist ein warmes Soul-Fundament gemeinsam, das mit tremolierendem E-Piano und röhrender Hammond-Orgel nur noch wenig mit dem leicht ungehobelten Sound der Lassie Singers und des Vorgängers gemein hat und die Grundlage für den Gesang der beiden Musiker liefert. Abwechselnd erwecken Klotz und Dabeler die Charaktere des Albums mit ihren Stimmen zum Leben. Dass diese hervorragend miteinander harmonieren, zeigt das bittersüße Lovesong-Duett „Tausendschön“, das die nüchternen Feststellung „Im Grunde deines Wesens bist du ein schmutziger Charakter“ sogleich die Zeile „Im Grunde meines Wesens fand ich‘s sehr, sehr schön“ gegenüberstellt.

Diese gerade heraus gesungene Offenheit ist es, die das Album besonders macht. Almut Klotz und Christian Dabeler nehmen den „Ernst des Lebens“ mit Leichtigkeit, verzichten auf schwergewichtigen Pathos und lassen die Songs trotzdem nicht banal werden. „Lass Die Lady Rein“ ist eine Platte voll von Lebensbetrachtungen und vor allem voll von aufrichtigem Optimismus. So singt das Duo im ausgelassenen „Tanzen“: „Pack deine Sorgen zusammen / Und wirf sie in irgendeinen Gulli rein“ – ein Aufruf, dem Almut Klotz‘ früher Tod noch mehr Gewicht zu verleihen scheint.

Das ByteFM Album der Woche.

In den ByteFM-Magazin-Sendungen spielen wir täglich Musik aus unserem Album der Woche. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Almut Klotz“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Label: Staatsakt | Kaufen

Das Label Staatsakt veröffentlichte die folgende posthume Email an Almut Klotz:

Liebe Almut,

jetzt sitze ich hier seit Tagen im Büro und das Telefon klingelt pausenlos.
Almut Klotz ist tot? Haben Sie noch Portrait-Fotos von Frau Klotz? Gibt es kein aktuelles Bewegtbildmaterial? Und was ist mit den geplanten Tourneedaten?

Krass wie die Nachricht von Deinem Tod gerade die Runde macht.
Kondolenz allerorts. Kein Facebook-Profil ohne den Smiley mit den Mundwinkeln nach unten.

Wie heisst der eigentlich? Also der Smiley mit den Mundwinkeln nach unten?!
Wir sollten mal unsere Kinder fragen.

Überhaupt: Du wärest erstaunt gewesen, was es da heute im Internet zu Trauerzwecken so alles gibt. Als besonders suspekt ist mir diese Seite aufgefallen:
http://www.kerze-anzuenden.de/Kerzen/Almut-Klotz-J-Saengerin-99519.html

Dort kann man tatsächlich eine virtuelle Kerze mit Geschenken „erweitern“.
Gegen „Moderationskosten“ von 1.99.- Euro.

Ich weiß, Du hättest mit uns über so einen Quatsch gelacht.
Weil Du wusstest wie bescheuert wir Menschen manchmal sein können.

Ach, Almut! Wir hatten uns als Label gewünscht, das tolle Album, das Du mit dem Reverend zusammen aufgenommen hast, hätte auch ohne Deinen Tod für solch ein Wirbel gesorgt. Aber gut, seis drum.
Du hast diese Platte unbedingt fertigstellen wollen, als eine Art Vermächtnis. So habe ich es zumindest immer verstanden, und war schon immer zu Tränen gerührt wenn ich „Mylord“, „Oh wann kommst Du?“, „Geh in das Licht“ oder Dich im Duett mit Rev in „Tausendschön“ gehört habe.

Weil ich wusste, dass dieses Album nicht nur von Liebe, sondern auch von Abschied handelt (wie das natürlich bei der Liebe nicht selten der Fall i…). Aber Du wusstest, dass das auch der Nährboden für den Blues ist, und das man einfach kein Soul ohne Blues haben kann. Ja, das scheinbar nur aus Leid Demut erwächst (Oh Gott, ich klinge schon wie ein provinzieller Sonntagspredig…).

Und wieso eigentlich schreibe ich jetzt eigentlich auch schon „Deine Lieder“?!
Es sind doch Eure Lieder. Du und der Reverend! Ich weiß wie viel Kraft Ihr Euch in den letzten Jahren gegeben habt.

Ich hoffe doch sehr, dass die ganzen Leute, die jetzt so tun als sei Deine Musik für sie schon immer das Größte gewesen, das neue Album, das heute erscheint auch tatsächlich kaufen. Denn der Rev, der lebt ja noch! Und der kann ja auch jeden Cent gebrauchen. Und ich weiß, dass Du Dich über jeden Menschen gefreut hättest, der „Lass die Lady rein“ zu Hause oder in der Kneipe hört. Dafür haben wir die ganze Arbeit ja überhaupt erst auf uns genommen:

Soul-Musik statt Küchenpsychologie!

Jetzt versuchen die bei Deiner Plattenfirma auch noch Geld aus Deinem Tod
zu schlagen, was?! Nee, nicht aus Deinem Tod.
Aus Deiner Musik!

Das war doch unser Deal: Lass die Lady rein!

Machs gut Almut. War eine tolle Zeit mit Dir.

Ich muss jetzt den Rev anrufen, kennst ihn ja, der nervt schon wieder rum wegen irgendwas – auf seine liebenswerte Art und Weise…

Dein:
Staatsakt.

PS: Ach, kannst Du Dich noch daran erinnern, als wir mit Gereon darüber diskutiert haben, dass Piment das Gewürz ist, das an eine gute Jägersauce gehört? Musste gestern
tatsächlich eine Träne verdrücken, als ich Piment im Gewürzregal gesucht habe…

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