„Rock’n’Rau forever!“ – Anlässlich des Todes von Fritz Rau

Led Zeppelin | Madonna | Mick JaggerLed Zeppelin | Madonna | Mick Jagger)

Mick Jagger nannte ihn „Godfather“, er selbst bezeichnete sich zurückhaltend und beinah untertreibend als Kofferträger oder Buchhalter. Fritz Rau, der legendäre Konzertveranstalter, der die europäische Konzertindustrie und -landschaft wie kaum ein anderer prägte, starb am Montag, den 19. August im Alter von 83 Jahren. Ein Nachruf.

Alles fing an mit Raus Liebe zum Jazz. Fritz Rau organisierte 1955 sein erstes großes Jazz-Konzert in Heidelberg mit Albert Mangelsdorff, zu dem 1.400 Beucher kamen. Der damalige Konzertagent und Jazz-Promoter Horst Lippmann wurde so auf den Jurastudenten aufmerksam. Lippman engagierte Fritz Rau, der dabei half, die Jazz-at-the-Philharmonic-Tourneen des amerikanischen Produzenten Norman Granz zu organisieren. Anfangs noch als Instrumenten-Träger, doch bald als Organisator und Veranstalter, womit „die Welt […] einen Anwalt weniger und einen Kartenverkäufer mehr“ hatte. Das war der Anfang seiner beispiellosen Karriere in der Musikwelt.

Zusammen mit Lippmann gründete er die Konzertagentur „Lippmann + Rau“, die durch die Organisation des „American Folk Blues Festivals“ schlagartig bekannt wurde. Der Erfolg dieser Tournee, bei der amerikanischen Blues-Musikern die Möglichkeit gegeben wurde, auf großen europäischen Bühnen zu spielen, löste besonders in Großbritannien einen Blues-Hype aus. Später sagten Musikgrößen wie Mick Jagger oder Eric Clapton, dass sie erst durch diese Festivals auf prägende Blues-Musiker aufmerksam geworden sind, die ihren Hang zum Blues verstärkten.

In den folgenden Jahrzehnten arbeitete Rau mit nahezu allen Größen der jüngeren Musikgeschichte zusammen. Er organisierte Konzerte und Tourneen von Miles Davis, Ella Fitzgerald, Jimi Hendrix, Led Zepplin, Michael Jackson, Madonna… Die Liste ließe sich beliebig weiterführen.

Zu diesen vielen Namen zählten auch die Rolling Stones. Diese hatte Fritz Rau während des American Folk Blues Festivals in Manchester noch aus den Künstlergaderoben geschmissen. Kurz darauf holte er die Stones nach Deutschland. Mick Jagger dankte es Rau und rief ihm hinter der Bühne zu: „You are the godfather of us all“ – so der Mythos. In den 70er und 80er Jahren förderte Fritz Rau zunehmend auch deutsche Rock- und Popmusiker. Darunter Udo Lindenberg,Rio Reiser’s Ton Steine Scherben, Udo Jürgens und Peter Maffay. Doch nicht mit jedem arbeitete er zusammen: Den Böhsen Onkelz verweigerte er die Zusammenarbeit, da er ihre Vergangenheit, von der sie sich nicht klar genug distanziert hatten, als zu bedenklich einstufte.

Fritz Rau galt stehts als akribischer Organisator, der mit seiner Liebe zur Musik und seinem Engagement für die Musiker die Konzertlandschaft in Europa stark beeinflusste und nachhaltig prägte. Der Anti-Atom- und Friedensbewegung nahestehend, organisierte er in den frühen 80ern Wahlkampftouren für die Grünen, verließ diese jedoch nach ihrem Einzug ins Parlament.

Fritz Rau arbeitete bis zuletzt als Produzent, Tourneeorganisator, sowie als Honorardozent an der Uni Frankfurt. Nach einem ereignisreichen, mit wunderlichen Anekdoten aus der Musikwelt gespickten Leben, starb er letzten Montag im Alter vom 83 Jahren in Kronberg bei Frankfurt am Main.

„Rock’n’Rau forever!“

Vor 3 Jahren war Fritz Rau Gast bei ByteFM Moderator Volker Rebell und erzählte unter anderem über die schwierigen Anfänge seiner Zusammenarbeit mit den Rolling Stones und Led Zeppelin.

Anlässlich des Todes von Fitz Rau strahlt ByteFM die Sendung erneut aus: Deutschlands bekanntester „Kartenverkäufer“, wie sich Fritz Rau selbst gelegentlich nannte, im Gespräch mit Volker Rebell: am Samstag, 24. August, um 11 Uhr – bei ByteFM.

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