Buraka Som Sistema – „Komba“

VÖ: 28.10.2011
Web: „http://www.buraka.tv//“
Label: Enchufada

Wenn afrikanische Klänge auf europäische Beats treffen, dann kann das zu einer Explosion der Boxen führen. Bisher waren Buraka Som Sistema genau für solche zündlastige Musik bekannt. Das portugiesisch-angolanische Quartett hat 2006 mit der Veröffentlichung ihrer ersten EP „From Buraka To The World“ den Ruf einer Multikulti-Kombo erworben, die tanzbaren Kuduro spielt (Kuduro ist eine angolanische Musikrichtung, die sich aus elektronischen Beats und traditionellen Rhythmen zusammensetzt) und gerne auch mal härtere Beats anschlägt.

Nun erscheint nach dem Debüt „Black Diamond“ ihre zweite Langspielplatte „Komba“ und lässt den harten Beat hinter sich. Beim ersten Hören der Platte bleibt das beständige Gefühl, dass da irgendwas fehlt. Es wirkt beinahe so, als wollten sie, aber sie können nicht. Jedes Mal, kurz vor der Explosion, wird die Zündschnur gekappt. So richtig will der Funke nicht zünden, wollen die Beats nicht ausbrechen. Die harten Rhythmen bleiben verschollen und statt ihrer legen sich im Hintergrund schwingende Tunes, die einen schier in den Wahnsinn treiben können.

„Komba“ ist ein Album, das den Erwartungen seines Hörers trotzt. Es knallt und wummst nicht vordergründig. Buraka Som Sistema scheinen dieses Mal den sanften Weg gewählt zu haben. Statt animierender Tanzmusik, die mit afrikanischen Rhythmen das europäische Taktgefühl herausfordert, zeigt die Band, dass angolanische Grundbeats auch ganz leise und schleichend den selben Effekt auslösen können. Beim mehrmaligen Hören wird das ursprünglich Fehlende plötzlich zum Grundkonzept des Albums. Die Songs wirken gerade wegen der fehlenden Hau-Drauf-Mentalität. Die Verhüllung der Songs führt zu einer Vorsicht beim Hören, die die Intensität der Musik hinaufbefördert. Der Dämpfer auf den Boxen lässt die Musik beinahe zerbrechlich wirken. Man möchte tanzen, aber in Wollsocken.

Natürlich enthält auch das zweite Album der Multikulti-Musiker die obligatorischen Ausnahmen. „(We Stay) Up All Night“ ist eine solche Erscheinung, bei der die Band zeigt, dass sie auch anders kann. Rhythmen wallen durch den Raum, Synthies sind auf Anschlag und die Füße fangen an zu tanzen.

Buraka Som Sistema haben mit ihrem zweiten Album bewiesen, dass Beat-Multikulti ganz leise und trotzdem unglaublich laut sein kann, dass europäisches Taktgefühl und afrikanische Rhythmen eine gelungene Kombination darstellen können und dass Tanzen gar nicht so schwer ist.

Das ByteFM Album der Woche – mit freundlicher Unterstützung von Panasonic.

Jeden Tag spielen wir im ByteFM Magazin zwischen 15 und 17 Uhr einen Song aus unserem Album der Woche. Ebenso im ByteFM Magazin am Abend, montags bis freitags ab 19 Uhr. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland, der Sendung mit den neuen Platten.

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Martin
    Okt 24, 2011 Reply

    „Man möchte tanzen, aber in Wollsocken.“

    : ) Sehr schöner Satz, ich bin gespannt ob auch ich meine Wollsocken aus dem Schrank holen will…

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