Neue Platten: Herpes – „Symptome Und Beschwerden“

Von Vanessa Wohlrath, 14. Mai 2011

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Vier Männer, eine Frau – das ist die Berliner Band Herpes. 2006 von Florian Pühs und Gabor Gold gegründet, schlossen sich bald Anna Hjalmarsson, Christoph Neudeutsch und Philipp Schreiner der deutschen Punkband an. Drei Jahre später nimmt sie Tapete Records unter Vertrag. Nach ihrem Debüt „Das Kommt Vom Küssen“ (2010) folgt nun der Longplayer „Symptome Und Beschwerden“ (2011).

Was? Herpes legen auf „Symptome Und Beschwerden“ ein hohes Tempo vor. Monotone Gitarrenriffs, ein gehetztes Schlagzeug und ein hyperaktiver Bass ziehen sich ruckizucki durch das ganze Album. Außerdem werden elektronische Elemente wie Keyboard und Synthesizer genutzt, die an die Berliner Krautrock- und Elektro-Szene anknüpfen. Dabei klingt alles sehr sauber und chaotisch, nicht zuletzt durch den abgehakten deutschen Sprechgesang und Aufschrei des Sängers Florian Pühs. In seinen Texten singt er panisch von Banalitäten, von der Schnelllebigkeit und von der Sucht nach Liebe. Veraltete Ideale werden auf den Kopf und infrage gestellt. Hektisch poltern Herpes durch ihren doch recht kurzen Longplayer – fetzig und verflucht.

Warum? Was für „Symptome Und Beschwerden“ sind typisch für Herpes? Nervige Lippenbläschen, die dem ein oder anderen Kopfschmerzen bereiten. Einmal infiziert, verbleibt der Virus in einem Ruhezustand und kann jederzeit wieder ausbrechen. In Herpes schlummert eine persistierende Aggression, die kunstvoll eingesetzt auf ihrem Punkalbum „Symptome Und Beschwerden“ ein Ventil findet. Die Platte hat nichts mit schrammeligen Garagenaufnahmen gemein. Da hallt und mufft nichts, wie man sich beim Gedanken an Punk immer gleich denkt. Vielmehr sind die Songs des Albums in guter Qualität aufgenommen und wirken dadurch wie geleckter neudeutscher Punk-Elektro-Krautrock. „Ich verliere meinen Biss“, textet Brillenträger Florian Pühs und weiß dabei sehr genau, dass Punk, wie ihn Herpes macht, keine Subkultur mehr verkörpert, sondern ein hippes Phänomen, das sich derweil durch die Medien zieht.

Label: Tapete Records | Kaufen

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