Neue Platten: Laszlo – “Radial Nerve”

(Lydian Label)

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Laszlo ist Aaron Wheeler aus London. Outfit: Klassisch: Dreitagebart, Holzfällerhemd, Jeans. Wheeler produziert seit zehn Jahren Film- und Werbemusik in seinem Studio in Crouch End. Zu seinen Auftraggebern zählen illustre Firmen wie MTV, L’Oreal und Dell Computers. Zu Wheelers Live-Band gehört u.a. sein Bruder Ben Wheeler, der ihm verblüffend ähnlich sieht.

Was? „Radial Nerve“ heißt das Debütalbum von Laszlo. Der Radialnerve (Nervus radialis) versorgt die Streckmuskulatur der Finger und der Hand mit Nervenimpulsen. In Folge eines Armbruchs war dieser Nerv bei Laszlo beschädigt. Die Diagnose: Seine Finger könne er nie wieder bewegen. „Radial Nerve“ ist nun dieser – zum Glück – Fehldiagnose gewidmet. Dass Laszlo seine Finger wieder bewegen kann, zelebriert er beispielsweise im Mandolin-Song „Mr. Sunshine“. Ein Stück, das mit einem makaberen Video daherkommt. Die Instrumentierung von „Radial Nerve“ basiert fast vollkommen auf akustischen Instrumenten: Rhodes-Piano, Violinen, Akkordeon. Die Claps und Clicks hingegen, die der Musik einen beweglichen Rahmen verpassen, sind elektronisch erzeugt. Für die Aufnahme der Platte baute Laszlo eigenhändig ein neues Studio.

Warum? Laszlo vertritt die Ansicht, dass moderne elektronische Musik häufig nicht mit einer guten Komposition einhergeht. Nimmt man dies als Status Quo, ist „Radial Nerve“ in seiner medizinischen Funktion als „Bewegungsnerv“ metaphorisch auf Laszlos Musik anwendbar. Bewegung im Korpus der elektronischen Musik, ein Teil, das streikt. Denn: Dem Album wohnt eine Schönheit inne, die nur durch fein ziselierte Produktion und Liebe zum Detail erzeugt werden kann. Die einzelnen Instrumente heben sich voneinander ab, biegen und winden sich, um schließlich zurückzukehren auf den magischen Pfad, den dieses Album durchläuft. Ein Pfad durch Nu-Jazz, Electronica, Ambient und ab und zu auch über Bibio-eske Brechungen. Eine tolle Platte, die zwar vielerorts als Hintergrundmusik bezeichnet wird, nicht aber als solche verstanden werden sollte.

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    clochard
    Okt 9, 2011 Reply

    macj´ht hoffentlich weiter seine werbemusik

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