Neue Platten: Scott Matthew – „Gallantry’s Favorite Son“

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Es gibt viele bärtige, einfühlsame Sänger und Songwriter. Dennoch gibt es welche unter ihnen, die herausragen, weil sie etwas an sich haben, das andere nicht haben oder weil sie eine spezielle Geschichte mit sich bringen. Einer ist Scott Matthew, ein aufgrund einer durch einen Überfall erlittenen Fingerverletzung vor allem Ukulele spielender Australier, der im Jahr 1997 der Liebe wegen nach New York ausgewandert ist. In New York fand er neben dem damaligen privaten Glück auch musikalisch einen ungemeinen Freiraum. Zusammen mit Spencer Cobrin, dem früheren Schlagzeuger aus Morrisseys Band, gründete Scott Matthew die Band Elva Snow. Seit Mitte der Nuller Jahre macht er unter seinem eigenen Namen Musik. „Gallantry’s Favorite Son“ ist sein drittes Soloalbum.

Was? Scott Matthews Musik ist geprägt von einer ständigen Spannung – einer Spannung zwischen dem Licht und dem Dunkel. Die Songs zeichnet seit jeher zum einen eine teils abgrundtiefe Traurigkeit aus, zum anderen strahlen sie immer wieder eine Hoffnung aus, etwas Fröhliches, das die Unerträglichkeit mancher Lebensmomente etwas erträglicher macht. Das war schon auf den ersten beiden Alben so und so ist es auch auf „Gallantry’s Favorite Son“. Doch hier ist noch etwas Weitergehendes vorhanden. Man könnte fast schon sagen: eine Beschwingtheit. Wie heiter Scott Matthew beispielsweise in „Felicity“ vor sich hin pfeift, das ist ein Element, das man in der Form von ihm bislang doch eher weniger zu Gehör bekommen hat. Doch schon im nächsten Stück, „Duett“, öffnet er abermals seine Seele, singt auf eine Art und Weise, die auch die Seele des Hörers sich öffnen lässt. Das Instrumentarium siedelt sich dabei stets im Bereich von Akustikgitarren, Ukulelen, Streichern, Klavieren, Schellenkränzen und ähnlichem akustischem Musizierwerkzeug an. Auch durch andere nebeneinander platzierte Stücke kommen die zwei gegensätzlichen Pole von Scott Matthews Musik zum Ausdruck: Auf „Sinking“, den laut Matthew persönlichsten Song, den er je geschrieben hat, folgt zum Beispiel das leichtlebige „The Wonder Of Falling In Love“.

Warum? Wenn Scott Matthew seine Seele öffnet, klingt das nie schwülstig. Es wirkt ehrlich, und es macht ihn nahbar und zugänglich. Das ist auch genau seine Absicht. Eine Trennung zwischen Künstler und Rezipienten liegt ihm fern. Er will die Hörer teilhaben lassen an dem, was ihn ausmacht, sie zu einem Teil seiner Musik machen. Deshalb klingen Scott Matthews Lieder so unglaublich persönlich, deshalb sind sie so gefühlvoll – weil man durch sie in das Innere des Künstlers blicken kann und Teil des Kosmos Scott Matthew wird. Was aber verschafft Scott Matthew den Mut, sich selbst so sehr zu öffnen? Es ist die Einsicht eines gewachsenen Musikers, dass er sich für das, was er tut, nicht mehr unwohl fühlen muss. Diese Einsicht manifestiert sich in der Textzeile „For some it seems a mistake, for me it’s a way of life“ aus dem Lied „Sweet Kiss In The Afterlife“. Auch wenn es Zweifler an seiner intimen, oft von Leid geplagten Musik gibt, so ist es für Scott Matthew das einzig Richtige. „Gallantry’s Favorite Son“ ist ein wundervolles, persönliches Album eines mittlerweile gefestigten und gewachsenen Songwriters.

Label: Glitterhouse | Kaufen

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