Neue Platten: The Soundtrack Of Our Lives – "Throw It To The Universe"

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6,8

Die schwedische Band mit dem leicht überschwänglichen Namen The Soundtrack Of Our Lives ist inzwischen schon seit 17 Jahren im Musikgeschäft tätig und hat bisher bereits fünf Alben veröffentlicht. Trotz ihrer Existenz von fast zwei Jahrzehnten und dieser fünf anständigen Platten mit bodenständigem Sound – der von Kritikern stets gerühmt wurde –, blieb der große Durchbruch aus. Einen großen Fan, den jeder von uns kennen sollte, haben sie dennoch gewonnen – Noel Gallagher sagte einmal, sie seien die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Rock ’n‘ Roll. So hatten sie 2002 die große Ehre, zusammen mit Oasis zu touren, woraufhin sie sich auch in Amerika einen Namen machten. Dieses Jahr sagte Noel Gallagher angeblich noch in einem Interview: „Die Auflösung von The Soundtrack Of Our Lives wäre für mich musikalisch so ziemlich das Schlimmste, was 2012 passieren könnte.“

Ob nun PR-Trick oder Zufall – das neue Album „Throw It To The Universe“ ist nun das sechste und letzte Werk der schwedischen Formation um Bandkopf Ebbot Lundberg. Ende des Jahres wird es The Soundtrack Of Our Lives nicht mehr geben und diese Platte ist die letzte Ehre, die sie uns erweisen und eine Danksagung für die Treue. Nach eigenen Aussagen wollen sie nun das letzte Mal ihre Musik „ins Universum werfen“, woraufhin sich diese losgelöst und frei weiterentwickeln kann.

Eines vorweg: Wer mit den letzten Alben schon nichts anfangen konnte, wird es auch mit diesem nicht können. Für alle anderen könnte es den musikalischen Höhepunkt bezeichnen, ganz nach dem Motto: „aufhören, wenn es am schönsten ist“. Um das einhalten zu können, haben sie all die Jahre gesammelt und einige Songs für dieses Album aufgespart. So schlummerte der letzte Titel bereits 15 Jahre als finale Krönung in der Schublade und feiert nun seinen großen Auftritt. Verständlich, bei einem Song mit dem Namen „Shine On (There’s Another Day After Tomorrow)“. So rührselig und pathetisch der Titel – in Anbetracht der Tatsachen – auch klingen mag.

Sie berufen sich nicht auf ein ausgeklügeltes Arrangement, auf experimentelle Kompositionen oder auf komplizierte Melodien. Das Erfolgsrezept von The Soundtrack Of Our Lives ist Bodenständigkeit und Simplizität. Viel mehr benötigt diese Band auch nicht – ihr Sound ist ehrlich und macht Spaß, zumindest wenn die musikalische Vorliebe dem eingängigen Rock ohne viel Schnickschnack gilt. Es schwingt oft ein wenig Melancholie in den Songs, welche jedoch von Hoffnung erfüllt wird und durchweg etwas Beflügeltes in sich trägt. Bilder von Frauen in bunten Kleidern mit Blumenkränzen, die gen Sonnenaufgang tanzen, schleichen sich allmählich ins Bewusstsein und sind spätestens beim Song „Where’s The Rock?“ präsent, der durch sein psychedelisches bis hypnotisches Gitarrenspiel, die galoppierenden Trommeln und den benebelt-flehenden Gesang diese Assoziation geradezu erzwingt.

The Soundtrack Of Our Lives changiert zwischen Indie, reinem Rock ’n‘ Roll und Psychedelic. Punk-Attitüden und knüppelnde Rockbretter gehören der Vergangenheit an. Die Band hat sich entwickelt und ist inzwischen selbstbewusst genug, zu spielen, wonach ihnen gerade ist. Es klingt beinahe so, als würde der Sound sich einfach entwickeln, ohne dass sie vorher großes Songwriting betreiben müssten. Der Song „If Nothing Lasts Forever“ lebt von der simplen Melodie und vermittelt dem Hörer ein warmes Gefühl von Gemeinschaft: „But If You Could Stay Together / I’ll Sing For You / And If You Could Face Tomorrow / I’ll Spread The News For You“.

Dieses Album vereint die Stärken des schwedischen Sextetts und versprüht Hoffnung. Es spricht mit dem Hörer, versucht zu trösten, erinnert an schöne Momente und schwelgt in der Vergangenheit. Die musikalische Zukunft ist ungewiss und wahrscheinlich ist es auch eine gute Entscheidung, nach knappen zwei Jahrzehnten und sechs Alben zu gehen – denn ihre musikalische Entfaltungsmöglichkeiten stoßen doch recht schnell an ihre Grenzen. Oder wie es Sänger Ebbot Lundberg selbst sagt: Es „ist vorbei, und jetzt ist es wie im echten Leben: Man muss sich irgendwann eben ein neues Girl besorgen.“

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