Neue Werke auf alten Streifen – der Filmrauschpalast in Berlin

Foto: Arian BerndtFoto: Arian Berndt

Der Filmrauschpalast ist ein kleines Juwel in der Welt der Berliner Programmkinos. Gegen jeden Trend laufen sie hier noch – Filme auf 16 mm und 35 mm. Die charakteristischen Schnitzer und Kratzer auf dem Negativ einer Filmrolle werden hier als liebevolles Andenken in einer fast vollständig digitalisierten Kinogesellschaft durch den Filmprojektor gezogen und dann auf die Leinwand geworfen. Der Lichtstrahl des Projektors wandert durch den Kinosaal, in dem Arian Berndt Obstkisten zerbricht und in den Allesbrenner wirft. „Hier wird es im Winter echt kalt …“, sagt er und weist auf Wolldecken, die auf den etwas verschlissenen, aber gemütlich wirkenden Sesseln liegen. Arian Berndt, freundliches Gesicht und herzliche Haltung, ist einer der Vorsitzenden des Filmrausch Moabit e. V. und, wie die meisten Mitarbeiter hier, ehrenamtlich tätig. Der Filmrauschpalast ist das unabhängige Programmkino in der Kulturfabrik Moabit, einem Gebäude das 1911 als Fleischerei errichtet wurde und dann von 1976 bis 1991 leer stand. Das Gebäude, als ehemalige Fabrik, bestimmt den einzigartigen, oft provisorischen Charme des Kinos, von den Bodenfliesen bis zur Gewölbedecke. Und eben die schlechte Isolierung. Neben dem Filmrauschpalast besteht die Kulturfabrik noch aus drei weiteren Vereinen: dem Slaughterhouse-Club, dem Fabriktheater und der Werkstatt 35 Services. Dann gibt es hier noch ein Café und eine Kinderbetreuung. All das gegründet in den 90er-Jahren von Anwohnern, Studenten und Künstlern, die dem Stadtteil Moabit neues Leben einhauchen wollten.

Der Filmrauschpalast zeigt hauptsächlich neuere Filme mit kulturellem Anspruch. Dazu passend werden frühere Werke derselben Regisseure ins Programm genommen oder aber einfach nur Klassiker gezeigt. Und das alles möglichst in Originalversion. Außerdem ist der Filmrauschpalast das einzige Kino mit persönlicher Ansage. Der Filmvorführer stellt sich jeden Abend vor sein Publikum, gibt Hintergrundinfos und Wissenswertes preis für den kommenden Film.

Arian Berndt beginnt zu schwärmen: von den schönen Sommern, wenn draußen im Hof das „Umsonst & Draußen“ stattfindet, vom „Schlechtival“ – dem berühmten Festival des Scheiterns (sehr empfehlenswert) – und vor allem den Kurzfilmfestivals, wenn der Filmrauschpalast unabhängige Filmemacher unterstützen kann. Das hat man sich im Filmrauschpalast auf die Brust geschrieben – jungen Regisseuren und Künstlern eine Bühne geben.

„Ich werfe drei Stunden vor Vorführungsbeginn den Ofen an. Dann ist es hier schön warm“, sagt Arian und fügt hinzu, dass das Gebäude nach langem Warten bald seine dringend nötige Sanierung bekommt. Wie schön wäre es, wenn die Verbindung vom betagten, antiquarischen Reiz dieser Räume und frisch isolierter, gestrichener Wände gelingt. Einen ausgedienten Ofen kann man ja immer gebrauchen.

Arian Berndt vom Filmrauschpalast ist am 14. November im ByteFM Magazin am Morgen zwischen 10 und 12 Uhr bei Oliver Stangl zu Gast.

Filmrauschpalast in der Kulturfabrik Moabit
Lehrter Straße 35
10557 Berlin

Eintrittspreise:
Montag bis Mittwoch: 4,50 Euro
Donnerstag bis Sonntag: 5,00 Euro
Open Air: Eintritt frei

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