(Tru Thoughts)
7,6
Warum nicht fortsetzen, was mit dem letzten Album bereits begonnen wurde? Das dachte sich wahrscheinlich auch das Londoner Trio mit dem schönen Namen Belleruche – der übrigens auf einen verstorbenen, berühmten neuseeländischen Hund zurückgeht – und versucht es mit verstörerischer Verführung aus elektronisch-experimentellem Blues-Pop-Gefrickel.
Der soulig-bluesige Charakter der ersten beiden Platten ist nur noch in Fragmenten zu erkennen – wie es bereits beim Vorgänger der Fall war. Um dem Album einen allzu eingängigen Sound zu ersparen und damit vor Belanglosigkeit zu bewahren, werden Melodien zum Teil aufgelöst, um sie dann neu zusammenzusetzen. Genau darin liegt die Magie des aktuellen Albums, die Songs wurden nicht mit dem Ziel produziert, sie runder erklingen zu lassen, sondern um sie in eine unnahbare und geheimnisvolle Atmosphäre zu hüllen. Der Hörer wird in einen Schwebezustand versetzt – er ist zwischen Heiterkeit, Unsicherheit sowie Melancholie hin- und hergerissen, verspürt aber dennoch eine leichte Clubaffinität. Das liegt vor allem an den verfrickelt knarzenden Beats von Bandmitglied DJ Modest, die sich in nahezu jede Melodie einarbeiten. Die Stimme von Sängerin Kathrin deBoer tut ihr Übriges, indem sie uns einmal mit verführerischem Pop-Charme umschmeichelt, um im nächsten Song wiederum mit sinistren bis hin zu epischen Tönen im bedrückenden Stakkato eine hypnotische Stimmung zu produzieren.
Auch wenn es sich hier um eine Band handelt, die die Instrumente noch selbst einspielt – vor allem Gitarrist Ricky Fabulous sorgt dafür -, ist der Klang oft verzerrt oder elektronisch infiziert. Um diesen Sound zu erreichen, hat die Band zwar Bass, Schlagzeug sowie Gitarre aufgenommen, um die Originalspuren daraufhin jedoch auseinanderzunehmen, neu zu arrangieren oder den Klang komplett zu verändern. Selbst Kathrin deBoers Gesang wird davon nicht verschont, wie im Song „Cloverleaf“ zu hören ist. Es erweist sich als interessante Herangehensweise, da die Platte den Hörer herausfordert und dazu zwingt, sich darin zu verlieren. Jeder Titel ist mit Details versehen, sodass das Album nicht an Reiz verliert und selbst beim zehnten Mal noch den Charme versprühen kann, der bei Kollegen meist schon nach dem dritten Hören nicht mehr vorhanden ist.
Nur stellt sich am Ende die Frage, wieso einige Titel noch so stark mit Country- und Americana-Einflüssen spielen, wenn sie ihre Stärke doch bereits erkannt haben. Zum Glück bleibt das aber eher die Ausnahme, und gern setzen wir uns nochmalig diesem bezaubernden Trip durch clubinfizierte Gefühlssphären aus.
Label: Tru Thoughts | Kaufen