Tinariwen veröffentlichen Aufnahmen aus den Nullerjahren (Foto: Marie Planeille)
Unser heutiger Track des Tages „Amoss Idjraw“ ist eine neue Single der in Algerien gegründeten Tuareg-Band Tinariwen. Während der Song bislang noch nicht erschienen war, liegt die Aufnahme des Stücks schon eine ganze Weile zurück. Denn die Komposition von Ibrahim Ag Alhabib, der als Sänger und Gitarrist seit ihrer Gründung im Jahr 1979 zu der Desert-Blues-Gruppe gehört, nahmen Tinariwen bereits im Jahr 2004 auf. Damals war die Band nach über 20 Jahren Aktivität gerade im Begriff, auch endlich den verdienten internationalen Anklang zu erreichen. Seit den 1980er-Jahren hatten Tinariwen ihre Musik lange nur auf Kassette veröffentlicht, dem wichtigsten Medium in der Sahara-Region. Während sie sich dort als feste Größe etabliert hatten, bedurfte es 2001 einer Radio-Session, um auch anderswo Aufmerksamkeit zu erregen.
Zwar machte die Band musikalisch keine Kompromisse, aber von einem tontechnischen Standpunkt her wurde ihr Sound immer „sauberer“ oder „besser“. Unter Beibehaltung ihrer Sahara-Handschrift dehnten sie sich stilistisch aus, arbeiteten unter anderem mit Cass McCombs und Warren Ellis. Für ihr Album „Amatssou“ (2023) kollaborierten sie gar mit US-Country-Acts und nahmen es nur wegen der Pandemie nicht in Jack Whites Studio in Nashville auf. Doch Tinariwen wissen um die Schätze in ihrem großen Song-Archiv. So veröffentlichten sie 2022 ihr 30 Jahre altes Tape „Kel Tinariwen“ endlich auch digital. Auf dem kommenden Longplayer „Idrache“ versammelt die Band ungeschliffene Nullerjahre-Aufnahmen, die ihren Sound in seiner rohesten Form zeigen. Zum Teil umfasst es Demos von Songs, die mittlerweile in anderer Form erschienen sind. Unser Track des Tages jedoch ist eine bislang unveröffentlichte Perle, die Tinariwen von ihrer hypnotisch-groovenden Seite zeigt.
Das Album „Idrache“ von Tinariwen erscheint am 15. November 2024 auf dem Label Wedge. Der vorab als Single veröffentlichte Song „Amoss Idjraw“ daraus ist heute unser Track des Tages. Hört und seht ihn Euch hier an: