Canadian Content 2010 - The Year That (Ambient) Drone und Kosmisch-Experimentelles Broke

Die 2000er gingen zu Ende und am Horizont dämmerten Drones, weirde sphärische Klänge, opulent in der Länge der Stücke, langsam, monoton, so als müsste ein ganzes Jahrzehnt in einer langen Meditation tiefenreflektiert werden. Einzelne Bilder froren ein, nur um langsam wieder zu schmelzen, shifting from one to the next, die Frames glitten ineinander über, zerrten und flimmerten aber nur leicht. Klar war das Avantgarde und kein unglaublich sichtbarer Trend, es schwoll aber wie eine gegenläufige
Welle zum Mainstream an und hat es glücklicher Weise nie dorthin geschafft.

Es gab eine Inflation dieser Klänge, die sich neben all der Meditation auch von den Strukturen der Popmusik lösten, keine Songs, nur Epen und all das auf Tape, mal filigran, mal pompös. Denn diese Inflation fällt auch stark in die massive, bis heute anhaltende Renaissance der Tape Labels gegen Ende der 2000er.

Man könnte vermuten, dass die experimentellen Synthiesachen nur ein Aufwasch oder eine Ironisierung solcher Künstler wie Jean Michel Jarre oder Robert Fripp und Brian Eno in No Pussyfooting waren, vielmehr war diese Musik aber auch eine Abgesang auf die Bricolage, der man in der Poptheorie gern einen nostalgischen Charakter zuschreibt und die angeblich ein Zeichen dafür ist, dass es nicht weitergeht in der Popmusik. Vieles aber, was daran retro war, wurde überlagert, verzerrt und als höchst unironisch gekennzeichnet, schaut man sich nur die aufwendig gestaltete Cover Art all der schönen Tapes an, die damals herauskamen, oder hört man sich diese Sounds an, die einen in "andere Dimensionen" transportierten oder "that make you enter that sphere", wie man in den Beschreibungen der Künstler lesen konnte.

Um es nicht vollends ins New Age und die Langatmigkeit ausarten zu lassen, gibt es auch ein paar leicht verträgliche Häppchen neuer Musik aus Kanada.