Der West-Östliche Diwan 04.10.2009

Mauerfall und Mauerblümchen

Holly Jane Rahlens über kleine Katastrophen und Kurioses zur Wendezeit

Nein – dies ist nicht der ultimative Wenderoman, auch dieser nicht und will es auch gar nicht sein. Aber „Mauerblümchen“ von Holly-Jane Rahlens (Rowohlt) siedelt eine witzig-boshafte, komisch-melancholische Ost-West-Lovestory in Berlin an – zwei Wochen nach Grenzöffnung:

In spezieller Mission besucht eine junge und nicht gerade klein geratene Amerikanerin (1.86 Gardemaß) das erste Mal die „Hauptstadt der DDR“ und trifft dort einen leibhaften Ossi, der sogar noch einige Zentimeter größer ist. Die Grundbedingungen stimmen also, und man beginnt sich schüchtern zu umturteln und sich weniger schüchtern die Welt zu erklären. Die östliche und die westliche – flankiert allerdings von allerlei kleinen Katastrophen. Die Rahlens hat für dieses Buch gründlich recherchiert, und Ossis sowohl Wessis werden an Kuriositäten aus beiden Deutschlands erinnert und an die gesamtdeutsche Stimmungslage zur Wende. Es geht auch ums Judentum, eher unpathetisch und voller Selbstironie. Denn die erfolgreiche Autorin und „Erzählerin von Teufels Gnaden“ (DER TAGESSPIEGEL) ist Jüdin, stammt aus New York City und lebt seit den 70er Jahren in Berlin. Ich kenne Holly seit dieser Zeit, und wir haben viele Stunden gemeinsam vor RIAS-Mikrofonen verbracht.

Im DIWAN Nr. 22 reden wir über ihr Buch, über die Wende und über das Leben an sich. Die Musik, östlich-westlich, stammt aus der Zeit über die wir zu reden haben. Und wir werden u.a. zwei Songs der NDW-Band Ideal einspielen, deren englischer Text von Holly-Jane stammt.

(Foto: © Heike Barndt)