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Kramladen Katja Werker – "Magnolia“ und die Reise ins Innere der Seele

ByteFM: Kramladen vom 28.06.2018

Ausgabe vom 28.06.2018: Katja Werker – "Magnolia“ und die Reise ins Innere der Seele

Ist es nicht bitter, dass sich die außergewöhnliche Songschreiberin und Sängerin Katja Werker gezwungen sieht, sich von der Konzertbühne als Live-Musikerin zurückzuziehen? Und dies nach 20 Jahren Bühnenerfahrung und nach der Veröffentlichung von sieben makellosen Alben mit selbstverfassten, absolut hörenswerten Songs. Ihr neues Album „Magnolia“ soll zwar nicht das letzte sein, die Musik wird sie nicht aufgeben. Doch zum Jahresende wird sie von der Konzertbühne abtreten.

Ihr Start ins Musikbusiness hatte verheißungsvoll begonnen als sie im Jahre 2000 wie aus dem Nichts auftauchte und damals ihr großartiges Debüt-Album „Contact Myself“ veröffentlichte – mit atmosphärischen Songs, die ungemein intensiv waren und vor allem durch Katjas introvertierte, geradezu beschwörende Singweise auffielen.

Dieses allseits hochgelobte Album öffnete der damals 29-jährigen Sängerin, Songschreiberin, Multiinstrumentalistin und Autodidaktin viele Türen. Ihre damalige Plattenfirma schrieb zu recht: „Jubelnde Redakteure von Beckmann bis Brigitte, Talkshows und Titelstorys, Fanzines und Feuilletons – alle liebten Katja Werker“. Tatsächlich las man in Musikmagazinen wie Rolling Stone, Stereoplay und Audio außerordentlich positive Kritiken, was zur Folge hatte, dass der Plattenerstling „Contact Myself“ eine Top 50-Platzierung in den deutschen Charts erreichte.

Ebenso überraschend wie sie ins Rampenlicht getreten war, verschwand sie auch wieder. Erst sechs Jahre später erschien ihr zweites Album „Leave That Thing Behind“, eine erneut englischsprachige Produktion von internationalem Format, die erstaunlicherweise ohne große Beachtung blieb. Auch die Folgealben zeichneten sich durch eine außergewöhnliche Qualität und einen individuellen, geradezu unverwechselbaren Charakter aus, blieben aber erneut unterbewertet. Seit ihrem vierten Album „Neuland“ von 2011 singt die 1970 in Essen geborene Katja Werker in ihrer Muttersprache – und seit Album Nr. 6, „Lieder vom Küchentisch“ (2014), produziert und veröffentlicht sie in Eigenregie und gründete ihr eigenes Label „Küchentisch Productions“.

Um sich Katja Werkers besondere Ausstrahlung zu vergegenwärtigen, höre man sich das hypnotische und magische Intro ihres Songs „Rollercoaster“ aus dem Album „Dakota“ von 2008 an, das detailreiche, sorgsam ausgearbeitete Arrangement des Ethno-Popsongs „The Streets Of Africa“ aus dem Debütalbum „Contact Myself“, oder das psychologische Feingefühl im Text des von Akustikgitarre und Streichern getragenen Lebenshilfeliedes „Nur dir allein“ aus dem neuen Album „Magnolia“. Aber vor allem höre man ihre intime, verhauchte Stimme, die von der Achterbahn namens Liebe singt, zwischen Melancholie und Verzückung, Flehen und Verlieren, sich verlieren, alles verlieren, alles gewinnen. Die anstrengendste, aufregendste, wildeste, schönste Berg-und-Tal-Bahn, die das Leben bietet: die magnetische Kraft zwischen zwei Menschen – das ist ihr Thema, neben der nie endenden Reise zu sich selbst. Darum geht es in allen ihren Alben, so auch im neuen „Magnolia“, das sich erneut auf die Suche begibt nach dem imaginären Eldorado im Innenleben einer jeden leidgeprüften, glückgewärtigen Seele, die auf dem Weg zu sich selbst ist - im Sinne von, zu sich selbst zu stehen.

Noch immer ist Katja Werker vielen Pop-Interessierten nicht bekannt , obwohl sie eine der bemerkenswertesten Sängerinnen und Songschreiberinnen in Deutschland ist – mit einem imponierenden Song-Repertoire von inzwischen sieben Alben, die ihre Ausnahmestellung im anspruchsvollen deutschen Pop begründen.

Warum wird sie zum Jahresende 2018 die Konzertbühne verlassen? Es habe mit dem Zustand der Musik- und Konzertszene zu tun, mit dem wachsenden Konkurrenzdruck, mit unerfreulichen Ereignissen wie Respektlosigkeiten von Seiten der Veranstalter und Plattenfirmen, sagt Katja Werker im Interview, das in dieser Kramladen-Stunde neben vielen ihrer Songs ausführlich zu hören sein wird. Noch ist Katja Werker auf Abschiedstour. Wer Gelegenheit hat, sie live und solo zu erleben, sollte diese letzte Chance nutzen. (aktuelle Tourtermine siehe www.katja-werker.com)

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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  Katja Maria Werker / Life Goes Up
Contact Myself / RCA, BMG
3.  Katja Werker / Pony Ride On
Leave That Thing Behind / SPV
4.  Katja Werker / Nur Dir Allein
Magnolia / Küchentisch Productions
5.  Katja Werker / Werden, Wer Ich Bin
Magnolia / Küchentisch Productions
6.  Katja Werker / Rollercoaster
Dakota / EMI
7.  Katja Werker / Zorn In Meinem Kopf
Magnolia / Küchentisch Productions
8.  Katja Werker / Nur Den Moment
Magnolia / Küchentisch Productions
9.  Eva Cassidy / Fields Of Gold
Fields Of Gold / Hotrecords
10.  Katja Werker / Die Gitarre Passt In Einen Koffer
Magnolia / Küchentisch Productions