Schraubenzieher Pervertierte Harmonien mit Low und Lingua Ignota

Inmitten des US-Bundestaates Pennsylvania gibt es einen Ort namens Centralia. Die Kleinstadt beherbergte in den 60er-Jahren noch 1.000 Menschen, im Jahr 2021 leben dort aber gerade noch fünf Seelen. Der Grund: Unter der Stadt, in einer Mine, brach 1962 ein Feuer aus. Und das brennt bis heute. Die Abgase dieses Brands machten aus Centralia eine Geisterstadt.

Das ist eines der Bilder, die Lingua Ignota auf ihrem neuen Album „Sinner Get Ready“ besingt. Es ist technisch gesehen ein Folk-Album, doch Kristin Hayters Americana- und Roots-Music wirkt verflucht, von Geistern, Sündern und ewigen Flammen.

Low waren mal eine fast schon unerträglich leise und unerträglich langsame Slow-Core-Band. Im Jahr 2021 sind sie das genaue Gegenteil. Ihr neues Album „Hey What“ ist ein verzerrtes, lautes Ungeheuer, zusammengesetzt aus digitalem Noise und überwältigenden Gesangsharmonien.

Was eint Lingua Ignota und Low? Beide Acts spielen derzeit die schönste Musik ihrer Karriere, zusammengesetzt aus relativ konventionellen Grundbausteinen (Folk, Indie-Rock), deren harmonisches Fundament jedoch mit analogem oder digitalem Noise pervertiert werden.

Ein gefundenes Fressen für den Schraubenzieher, in dem heute Musik aus „Sinner Get Ready“ und „Hey What“ gespielt wird. Zusätzlich gibt es neue Songs aus der Welt der liebevollen Lärmmusik, beispielsweise von Gustaf, Water From Your Eyes oder der mächtigen Kombination The Body & Big Brave! Außerdem dabei: Ein Song namens „I Want To Punch Bruce Springsteen In The Dick“! Warum auch nicht!