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Was ist Musik Diego, Disney, Dschibuti – Musik, die ich verstehe, langweilt mich. Musik, die mich interessiert, verstehe ich nicht, Pt. XY

ByteFM: Was ist Musik vom 21.11.2022

Ausgabe vom 21.11.2022: Diego, Disney, Dschibuti – Musik, die ich verstehe, langweilt mich. Musik, die mich interessiert, verstehe ich nicht, Pt. XY

„Als British Airways privatisiert und an der Londoner Börse notiert wurde, eröffnete irgendwo in Kanada das erste Starbucks außerhalb der USA, und die Walt Disney Company unterzeichnete mit dem französischen Premierminister eine Vereinbarung über den Bau von Disneyland Paris. Am Himmel über Südargentinien, Äquatorialguinea, Kamerun, Sudan, Äthiopien, Dschibuti, Nordsomalia und dem Atlantischen Ozean materialisierte sich 7,57 Sekunden lang eine hybride Sonnenfinsternis, während Margaret Thatcher 45 Minuten lang im sowjetischen Fernsehen auftrat. Einige Tage später erscheint der Simpsons-Cartoon erstmals als Kurzfilmserie in der Tracey Ullman Show, Diego Maradona gewinnt mit Napoli seine erste italienische Fußballmeisterschaft und der achtzehnjährige westdeutsche Pilot Mathias Rust landet mit einem Privatflugzeug auf dem Roten Platz Moskau. Im Nebel der weltweit ersten Konferenz über künstliches Leben im Los Alamos National Laboratory wird das erste Kentucky Fried Chicken Restaurant in Festlandchina in Peking eröffnet und Prozac wird in den Vereinigten Staaten als Antidepressivum zugelassen. Vieles weicht der Zukunft, dort unten im Jahr 1987, dem Jahr des Titels von Benedikt Freys frischestem Mini-Album, raus in die Welt auf R.i.O., dem Label, das er mit ein paar Kumpels im Norden Berlins betreibt. Es ist ein dubbiger, melancholischer Eroberer, sehnsüchtig, repetitiv, bohrend, absorbierend, spukend. Es lässt dich träumen. Nicht speziell aus dem Jahr 1987. Aber es ist alles da: Der Rote Platz, das unberührte Land des Val d'Europe, Diego on fuego. Sechs düstere Tracks in Trance, melancholischem Dub, Downbeat-Himmel, Reisemusik-Tiefen, alles voller Licht und doch so dunkel. Futuristische Dramen verbunden mit einer spekulativen Vergangenheit. In unseren Träumen mag alles anders aussehen.“

Es gibt langweiligere Arten, ein Album zu bewerben. So beginnt der Promotext zu „1987“ von Benedikt Frey, Übersetzung aus dem Englischen: Google Translate. Ausnahmsweise verspricht der Promotext nicht zuviel, schön auch, dass Benedikt Frey sich mit seinem Album nicht „zurückmeldet“, wie es in jedem zweiten Promotext heißt. Wo meldet man sich eigentlich zurück? Beim deutschen (Rück-)Meldeamt. Egal. Schicker Aufhänger für eine Sendung aus der Reihe: Musik, die ich verstehe, langweilt mich. Musik, die mich interessiert, verstehe ich nicht.

 

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Playlist

1.  Benedikt Frey / ORI
1987 / R.i.O.
2.  Benedikt Frey / Trencher
1987 / R.i.O.
3.  Henzo / Whirlpool Vanish
Wisdom Teeth To Illustrate / Wisdom Teeth
4.  Yushh & Facta / Fairy Liq
Wisdom Teeth To Illustrate / Wisdom Teeth
5.  Abentis / Bicycle
Wisdom Teeth To Illustrate / Wisdom Teeth
6.  Joshua Amour / I´m trying
I´m trying / Astral People Recordings
7.  Joshua Amour / I´m trying
I´m trying / Astral People Recordings
8.  RVDS / Wüstensphären
Pingipung – A record label turns 20 / Pingipung
9.  Y Bülbül & Yumurta, / What is behind that curtain
Not One, Not Two / Pingipung
10.  Y Bülbül & Yumurta, / Maurin Quina
Not One, Not Two / Pingipung
11.  Benedikt Frey / Phrack
1987 / R.i.O.
12.  Clemency / Girl Food
Wisdom Teeth To Illustrate / Wisdom Teeth