Melody’s Echo Chamber – „Emotional Eternal“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Emotional Eternal“ von Melody's Echo Chamber, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Melody’s Echo Chamber – „Emotional Eternal“ (Domino Records)

Der Begriff der „Echokammer“ ist in den vergangenen Jahren ein bisschen in den Verruf geraten. Im Social-Media-Diskurs wird er synonym für Filterblasen verwendet. Für die eigene Meinung nachhallende Bubbles. Dass der Begriff auch für Schönes stehen kann, zeigt uns diese Woche mal wieder Melody Prochet. Auf „Emotional Eternal“, dem dritten Album ihres Projekts Melody’s Echo Chamber, lädt sie ihr Publikum erneut zu einem Trip in ihre persönliche, titelgebende Echokammer ein, in der schönste Psychedelic-Pop-Musik von Wand zu Wand hallt.

Zeitstillstand im E-Bow-Meer

Genau wie beim Vorgänger „Bon Voyage“ arbeitete die französische Musikerin für „Emotional Eternal“ wieder mit der schwedischen Psych-Rock-Formation Dungen zusammen. Gemeinsam haben sie ein überwältigend buntes Kaleidoskop aus psychedelischen Klängen erschaffen: Im Opener klimpern Cembalos und Akustikgitarren, begleitet von strahlendem Rhodes-Piano und weit entfernten La-La-La-Chören. In „Personal Message“ wecken schamlos schmalzige Streicher Erinnerung an die 60er-Jahre-Pop-Arrangements von Burt Bacharach. Die Single „Alma“ bekommt auf der LP noch ein Outro spendiert, in dem im Meer aus E-Bow- und Orgel-Drones die Zeit stillzustehen scheint. In „Pyramids In The Clouds“ erklingt eine Saz neben mikrotonal gestimmten Wah-Wah-Gitarren-Riffs. Zusammen mit Prochets himmelhoch tänzelnder Stimme klingt das Ergebnis in etwa so, als würden King Gizzard & The Lizard Wizard einen Edith-Piaf-Chanson covern.

War diese verstrahlt glänzende Himmelsmusik auf „Bon Voyage“ noch von einer dramatischen Erfahrung geprägt (Prochets lebensgefährliche Erkrankung an einem Aneurysma), scheint der Subtext von „Emotional Eternal“ deutlich leichter, befreiter. Prochet singt von der Mutterschaft. Vom Staunen und von der schieren Dankbarkeit, am Leben zu sein. Und Leben zu geben: „I’m so lucky, to have you / And so proud, to hold you / Asking nothing to prove myself / And your love is enough“, singt sie in „Alma“. Ihre Musik ist mehr als nur psychedelische Effekthascherei: Im Kern ist sie ehrlich und intim – und damit auch verletzlich. Genau das gibt ihr so viel Kraft.

Veröffentlichung: 29. April 2022
Label: Domino Records

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Happy Birthday Jon Lord!
    Der englische Komponist, Organist und Pianist Jon Lord, Gründungsmitglied von Deep Purple und Verfasser zahlreicher Werke an der Schnittstelle von Rock und Klassik, wird heute 70 Jahre alt. Wir gratulieren....
  • Zehn Fragen an: Klaus Fiehe (Karamba)
    In seiner Sendung Karamba gibt Klaus Fiehe jede Woche einen gut informierten Überblick über all das, was man musikalisch gerade auf dem Schirm haben sollte. Wir haben mit unserem Moderator über die deutsche Radiolandschaft und musikalische Erweckungserlebnisse gesprochen....
  • Joanna Newsom – „Divers“ (Album der Woche)
    „Divers“, das vierte Album von Joanna Newsom, ist ein in vielen Farben schimmerndes, faszinierendes Puzzle. Neben Harfe und Klavier greift die kalifornische Künstlerin zu Mellotron, Cembalo, Zither und Minimoog und schafft Klanggewebe, die auf den ersten Blick fragil scheinen, aber plötzlich viel Schwung aufnehmen können....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.