Mitski – „Be The Cowboy“ (Album der Woche)

Mitski – „Be The Cowboy“ (Album der Woche)

Mitski – „Be The Cowboy“ (Dead Oceans)

Depression, Identitätskrisen und Pubertät – das sind die schwergewichtigen Themen, die Mitski Miyawaki auf ihrem letzten Album „Puberty 2“ in melancholischen Indie-Rock verwandelte. In ihren Songs und Videos zeigte sich die japanisch-US-amerikanische Singer-Songwriterin bisher stets als ungemein talentierte, aber auch sehr introvertierte Künstlerin, stets von einer traurigen Aura umgeben. Doch im Musikvideo zu „Nobody“, der zweiten Single aus ihrem neuen Album, sieht man plötzlich eine ganz ungewohnte Mitski: Eine über beide Ohren strahlende Frau, die mit teenagerhafter Euphorie in ihre Haarbürste singt. Was ist passiert?

Beim Hören ihres fünften Langspielers ist auf jeden Fall eines klar: Zumindest an der Oberfläche ist „Be The Cowboy“ das leichtfüßigste Mitski-Album aller Zeiten geworden. Der Opener „Geyser“ beginnt zwar mit einer einsamen Orgel, verwandelt sich jedoch im Finale in ein Feuerwerk, in dem sich verzerrte E-Gitarren und Bläser-Fanfaren in himmlische Höhen schrauben. Auch Song Nummer zwei „Why Didn‘t You Stop Me“ wird mit Blechbläsern veredelt, die hier ihre Kreise über einen tanzbaren Synth-Pop-Beat ziehen. Der gutgelaunte Klavier-Pop von „Me & My Husband“ hat den Swing von Regina Spektor, während die pure, euphorische Rockmusik von „Remember My Name“ fast schon an frühe Weezer-Singles erinnert.

Knallbunte Einsamkeit

Schaut man jedoch unter die Oberfläche dieser 14 Lieder, dann findet man dort die melancholische Mitski, die man auf ihren vorigen Alben hören konnte. „Nobody“ wirkt beim ersten Hören wie ein unwiderstehlicher Pop-Song, der sich aber mit Textzeilen wie „My God, I’m so lonely / So I open the window / To hear sounds of people“ als einsamster Disco-Track ever entpuppt. Auch in dem bereits erwähnten Musikvideo wird soziale Isolation thematisiert, verpackt in ein knalliges Sonnengelb.

Das Aufrechterhalten von Fassaden ist laut eigener Aussage von Mitski eines der wichtigsten Themen dieses Albums. Der titelgebende Cowboy ist eine von diesen Fassaden, ein Ideal von Coolness und Stärke, hinter dem man seine tieferen Emotionen verbergen kann. So arbeitet Mitski auch in ihrer Musik: Unter all den Knallfarben und Disco-Drums versteckt sie tiefe Traurigkeit. Dabei gelingt ihr auch ein großes Kunststück: Mit diesen traurigen wie euphorischen Pop-Songs lässt Mitski diese lähmenden Gefühle leichtfüßig erscheinen. Selten ließ sich so gut zur Einsamkeit tanzen wie auf diesem Album.

Veröffentlichung: 17. August 2018
Label: Dead Oceans

Das könnte Dich auch interessieren:



Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Asiatisch Wurzel 2 – Auf die Ohren
    Nov 7, 2018 Reply

    […] Der vorige Beitrag zum Thema endete mit Yukimi Nagano von Little Dragon. Auch Mitski Miyawaki hat eine japanische Mutter. Sie wurde in Japan geboren und hat einen amerikanischen Vater. Ihre Kariere als Singer/Songwriterin  und Indie-Musikerin startete sie in Amerika unter ihrem Vornamen Mitski . Inzwischen hat sie ihr fünftes Album „Be The Cowboy“ veröffentlicht. Byte FM meint dazu: „Unter all den Knallfarben und Disco-Drums versteckt sie tiefe Traurigkeit. Dabei gelingt ihr auch ei… […]

Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.