Better Oblivion Community Center – „Better Oblivion Community Center“ (Rezension)

Cover von „Better Oblivion Community Center“ von Better Oblivion Community Center (Dead Oceans)

Better Oblivion Community Center – „Better Oblivion Community Center“ (Dead Oceans)

8,0

Obwohl ihrer Karriere gerade einmal vier Jahre alt ist, hat Phoebe Bridgers sich als eine der besten Team-Playerinnen der zeitgenössischen Americana etabliert. Die kalifornische Künstlerin ist mit einer Stimme gesegnet, die nicht nur fest auf eigenen Beinen stehen kann, sondern auch sehr gut die Lücken in von anderen Federn geschriebenen Songs füllen kann. Ihre Feature-Auftritte mit Mercury Rev oder Lord Huron und ihre EP mit dem Singer-Songwriterinnen-Triumvirat Boygenius (Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus) sind genauso überzeugend wie ihr 2017 veröffentlichtes Album „Strangers In The Alps“ – ein betörend schönes Debüt, zusammengesetzt aus schonungslos ehrlichen Indie-Folk-Songs. Bridgers scheint es egal zu sein, ob sie allein mit Gitarren oder begleitet von vielen auf der Bühne steht. Sie gibt immer alles.

Einer ihrer frühesten Mitarbeiter steht nun unter dem Verdacht, das genaue Gegenteil eines Team-Players zu sein. Bridgers äußerte Solidarität mit den Künstlerinnen, die gegen Ryan Adams Vorwürfe erhoben. Ihre eigene, zum Teil auch romantische Beziehung mit Adams dekonstruierte sie bereits 2017 in ihrem Song „Motion Sickness“.

„I didn’t know what I was in for / When I signed up for that run“, ist der erste Refrain, den Bridgers auf dem Debütalbum ihren neuen Band Better Oblivion Community Center singt. Zeilen, die durch die Anschuldigungen gegen ihren alten Mentor mit viel Bedeutung aufgeladen werden. Es scheint, als würde Bridgers auf diesem Album die Erfahrungen mit Adams hinter sich lassen. Auf „Better Oblivion Community Center“ arbeitet sie mit einer anderen Koryphäe des US-amerikanischen Alt-Country zusammen: Das Album ist mit Conor Oberst entstanden, der einst als Bright Eyes herzzerreißend offenen Emo-Folk schrieb.

Miteinander und nicht gegeneinander

Hier scheint die Kollaboration, wie von Bridgers gewohnt, wieder zu fruchten: Better Oblivion Community Center zeigen sich als zwei grundverschiedene KünstlerInnen, die gemeinsam das Beste aus ihrem Gegenüber hervorbringen. Obersts letzte Soloplatten klangen oft etwas unfokussiert, doch im Duett mit Bridgers schreibt er wieder unausweichbar eindringliche Songs, ganz wie in Bright-Eyes-Hochphasen. „Always try and hate it / But then you laugh, it sounds outrageous“, singt sein zittriges Organ in „Sleepwalking“ mit der Intensität einer offenen Wunde.

Während Oberst hier an alte Glanzleistungen anknüpfen kann, ist es Bridgers, die mit einer ganz neuen Wandelbarkeit begeistert. In „Big Black Heart“ schreit sie sich das titelgebende schwarze Herz aus dem Leib. Im Kontrast dazu steht der Opener „Didn‘t Know What I Was In For“, in dem sie so einsam und verlassen wie der letzte Mensch auf der Welt klingt. „Chesapeake“ zeigt sie als zarte Duett-Partnerin, die sich mit ätherischen Harmonien wie eine beruhigende Warmfläsche an Obersts nervöse Stimme anschmiegt.

Obwohl sie es mit Leichtigkeit könnte, stellt Bridgers dabei ihren Team-Partner nie in den Schatten. Die schönsten Momente finden sich in Songs wie dem fuzzigen Duett „Dylan Thomas“, in denen Bridgers und Obersts Gesänge sich wie alte Gefährten umarmen, miteinander arbeiten und nicht gegeneinander. Und von diesen Momenten gibt es viele. Es ist ein warmes, freundschaftliches Folk-Album geworden, das verdient, gehört zu werden.

Veröffentlichung: 22. Februar 2019
Label: Dead Oceans

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