Kurt Vile – „(Watch My Moves)“ (Verve Records)
Die Musik von Kurt Vile existierte schon immer in ihrer ganz eigenen Zeitzone. Der Singer-Songwriter aus Philadelphia spielt schließlich Songs, die so tun, als wäre die E-Gitarre immer noch das wichtigste Ausdrucksmittel der Pop-Musik. Seine Mischung aus Folk, Heartland-Rock und Crazy-Horse-Gejamme ist so schlicht wie betörend – die Musik eines Menschen, dem so ziemlich alle gegenwärtigen Trends und Moden scheißegal sind. Und das nicht aus punkiger Verweigerung oder aus Boomer-Verbitterung, sondern einfach, weil es ihm so viel Spaß macht.
Dass Vile nun auch auf seinem neunten Studioalbum „(Watch My Moves)“ mit dieser liebevoll-altmodischen Musik Erfolg hat, grenzt an ein Wunder. Woran liegt das? Eine theoretische Erklärung: Kein Virtuose dieser Welt spielt so wenig arrogant sein Instrument wie Kurt Vile. Die E-Gitarre wirkt mittlerweile wie eine logische Erweiterung seines Körpers, die von ihm mit einer charmanten Selbstverständlichkeit bedient wird. Kein einziger Ton wird verschwendet. Von mackerhaftem Genudel keine Spur.
Charmante Selbstverständlichkeit
Das ist alles aber auch nichts Neues. Doch was unterscheidet „(Watch My Moves)“ nun von den ebenso schönen Vorgänger-LPs, wie „Bottle It In“ oder „Wakin‘ On A Pretty Daze“? Nicht viel. Und das ist so ziemlich das Gegenteil von schlimm – denn nur wenige funktionieren in ihrer Komfortzone so gut wie Kurt Vile. Man höre einfach die golden glitzernden Melodien, die er in „Flyin‘ (Like A Fast Train)“ aus seinen Handgelenken schüttelt. Oder die extrem crunchy Gitarren-Schlenker in „Fo Sho“. Oder das Finale vom Siebeneinhalbminüter „Wages Of Sin“, in dem die Slide-Gitarre mit Mellotron und Orgeln in einem einzigen, gleißenden Sonnenuntergang verschmelzen.
Und das charmant-paddelige Selbstbewusstsein, das Vile im Opener „Goin‘ On A Plane Today“ an den Tag legt. Hier erzählt er von einem ganz normalen Tag in seinem Leben. Er hört „Heart Of Gold“ von Neil Young. Und erinnert sich daran, dass er bald Support-Act für eben diesen sein darf. „Man, life can shure be fun“, sinniert er. Recht hat er.
Veröffentlichung: 15. April 2022
Label: Verve Records