Jazz ohne Gniedel-Soli: Grant Green wurde vor 85 Jahren geboren

Foto des Gitarristen Grant Green. Bei aller Virtuosität kam sein Jazz ohne Gniedel-Soli aus.

Grant Green auf dem Cover seines Albums „Slick!“

Jazz ohne Gniedel-Soli ist für vielen Solist*innen eine kaum zu meisternde Übung in Zurückhaltung. Gerade wenn sie Gitarre spielen. Bei Grant Green, der heute seinen 85. Geburtstag feiern würde, musste man sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Der 1935 in St. Louis geborene Musiker spielte derart unaufdringlich, dass man das Gefühl bekommen könnte, er spiele gar keine Soli. Sein Spiel war nun nicht gerade schüchtern oder verhuscht. Green spielte einfach immer genau das, was das Stück brauchte. Keine Note zuviel und immer nur eine Saite zur Zeit.

Anfang der 60er wurde Green vom Fleck weg als Bandleader engagiert, als der Saxofonist Lou Donaldson ihn beim Blue-Note-Label vorstellte. In der ersten Hälfte des Jahrzehnts war Green der Blue-Note-Künstler mit dem höchsten Album-Output. Danach forderte die Heroinsucht ihren Tribut, die Karriere lag zwischen 1967 und 1969 auf Eis. Dann kehrte Green zurück, funky wie nie, mit einer fantastischen Band, deren Rückgrat Schlagzeuger Idris Muhammad war. Am eindrucksvollsten festgehalten ist diese Band auf dem Livealbum „Alive!“ von 1970.

Die bekanntesten Stücken dieses eigentlich perfekten Albums ist wohl seine B-Seite: Greens Interpretation von „Sookie Sookie“ und das von A Tribe Called Quest gesamplete „Down Here On The Ground“. „Time To Remember“ von der A-Seite ist nicht weniger beeindruckender funky Jazz ohne Gniedel-Soli.

Grant Green wurde am 6. Juni 1935 geboren und starb 1979. Heute wäre sein 85. Geburtstag. Der Track „Time To Remember“ von seinem 1970er Album „Alive!“ ist heute unser Track des Tages. Hört ihn Euch hier an:

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Diskussionen

Ein Kommentar
  1. posted by
    BenRock
    Jun 6, 2020 Reply

    Wunderbarer Musiker! Und tolles Album! Alle Alben ( vor allem die live Alben) sind grandios!

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