JuJu Rogers – „40 Acres N Sum Mula“ (Rezension)

Von Felix ten Thoren, 26. September 2019

Cover des Albums „40 Acres N Sum Mula“ von JuJuRogers

JuJu Rogers – „40 Acres N Sum Mula“ (Jakarta Records)

7,7

„40 acres and a mule“ lautete am Ende des US-amerikanischen Bürgerkriegs das Versprechen, das den befreiten SklavInnen per Sonderbefehl eben jene 40 Morgen Land und ein Maultier als Kompensationszahlung zugestehen sollte. Eingelöst wurde davon wenig, doch der Slogan verblieb als Kampfbegriff der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. In dieser Tradition sieht sich auch der deutsch-US-amerikanische Rapper JuJu Rogers, wenngleich er für den Titel seines dritten Albums das nicht mehr ganz so zeitgemäße Maultier durch den HipHop-gerechten Straßenslang „Sum Mula“, also „ein bisschen Geld“, eintauschte.

Aufgewachsen ist Julian aka JuJu Rogers im bayrischen Schweinfurt als Sohn eines US-amerikanischen GIs aus New Orleans. Auf „40 Acres N Sum Mula“ widmet er sich im Detail dieser ambivalenten Herkunft zwischen Jazz-Metropole und fränkischer Provinz, sowie der Frage nach seiner Identität. „When you say us / Who do you mean? / I see / You ain’t talking about me“, beklagt JuJu auf „Identity“ und fügt auf Deutsch ein wütendes „Bin zu Hause und fühle mich überfremd“ hinzu. Tracks wie „Babylon“ bedienen sich derweil biblischer Referenzen, um auf den anhaltenden Kampf für Gleichberechtigung aufmerksam zu machen. Die Schwarzen als „auserwähltes Volk“, das Babylon nach Jahrzehnten der Sklaverei verlässt – diesen Vergleich zieht auch Gastrapperin Sampa The Great in ihrem Part auf „God“: „All my people chosen / … / How do you not see divinity in how we tried?“

Gerechtigkeitskampf mit den Mitteln des Trap

Musikalisch untermalt wird JuJus Identitätssuche zwischen Black-Power-Rufen und spiritueller Introspektion von zeitgeistigen Produktionen aus den Beatschmieden von Farhot, Like und Crada, gespickt mit souligen Rhodes- und Saxofon-Passagen. Die Boom-Tschak-Ästhetik früherer Alben sucht man vergebens, tatsächlich findet sich mit „Follow Me“ sogar ein dezidierter Trap-Banger samt drückenden Sub-Bass auf „40 Acres N Sum Mula“. Das neue Klanggewand steht JuJu jedoch ausgezeichnet, zumal er der bekannten Trap-Formel mit atmosphärischen Gesangs- und Instrumentalparts einen eigenen Spin verleiht.

Allein so manche Texte lassen die vorgegebene Tiefe vermissen, allzu oft ist es am Ende doch das nicht näher spezifizierte „korrupte System“, das an allem Schuld hat. Und ein gewisser Hang zur Melodramatik ist JuJu wohl auch nicht abzusprechen, wenn er in „89“ seinen Abschiedsbrief als zukünftiger Märtyrer des Gerechtigkeitskampfes vorbereitet, denn „man weiß ja nie, was passiert“.

Dennoch, „40 Acres N Sum Mula“ ist eine interessante Persönlichkeitsstudie, die insbesondere auf musikalischer Ebene überzeugt. JuJus Orientierung an der angloamerikanischen Rap-Kultur sowie seine Sprache eröffnen ihm die Perspektive auf internationalen Erfolg. „40 Acres N Sum Mula“ könnte die Grundsteinlegung für diesen sein.

Veröffentlichung: 25. September 2019
Label: Jakarta Records

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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