Konzertbericht: Death Cab For Cutie in Hamburg

Von kathy

Death Cab For Cutie spielen im ausverkauften Hamburger Docks auf. Das bedeutet: Indie-Klassentreffen. Die üblichen Verdächtigen sind bereits aufgelaufen: Brillen-, Bart- und Holzfällerhemdträger haben sich versammelt, um ihren alten Helden zu huldigen. Viele aufgeregte Gesichter und die Frage, ob die Band die Erwartungen erfüllen kann.

Death Cab For Cutie sind irgendwie versehentlich berühmt geworden, als ihr Song „A Movie Scrpit Ending“ in der amerikanischen Teenie-Serie „O.C., California“ lief. Der adoleszente Protagonist der Serie ist ein riesengroßer Fan der Band und schwärmt immerfort von ihr. 1997 begegneten sich Ben Gibbard und Chris Walla in Bellingham (Washington) und gründeten Death Cab For Cutie. Gemeinsam sangen sie über Liebeskummer, Zukunftsängste und die Langeweile der Vororte, die zuletzt The Arcade Fire auch auf ihrem Album “The Suburbs” thematisierten. Auch die Indie-Helden werden nicht jünger.

Aber zurück nach Hamburg. Die letzten Klänge der Vorband The Head And The Heart verstummen und Jason McGerr, Nick Harmer, Ben Gibbard und Chris Walla betreten die Bühne. Ohne große Worte starten sie mit „Your Bruise“, einem Song ihres „Something About Airplanes“-Albums, dem zweiten der Band. Darauf folgt das fulminante „The New Year“. „We Laugh Indoors“ und „Crooked Teeth“ besänftigen die Fans der ersten Stunde. Der Anfang erscheint erst etwas lieblos, solide runtergespielt. Doch langsam scheint Gibbard etwas aufzutauen. Er ist kein Mann der großen Bühnenworte, aber ein paar freundliche Ansagen hat er doch für die 1000 Fans, die an diesem Abend gekommen sind. Zu „I Will Possess Your Heart“ platziert er sich am Klavier, „You Got To Spend Some Time, Love“ singt er, dazu erklingt hypnotisch der Bass und Walla präsentiert sich als grandioser, uneitler Gitarrenspieler, der sich selbst ganz in Trance spielt. „Meet Me on the Equinox“, ein Song, den die Band zum Soundtrack der „Twilight“-Filme beisteuerte, was dem ein oder anderen Fan irritiert haben wird, kommentiert Gibbard mit den Worten: „Let’s take it back from the vampires!“ – Erleichterung auf Fan-Seite.

Zu Hamburg hat die Band eine besondere Beziehung, das liegt vor allem daran, dass ihr Album „Transatlanticism“ 2003 durch das Hamburger Label Grand Hotel Van Cleef zu dem Erfolg der Band in Deutschland entscheidend beigetragen hat. Dem Label widmet Gibbard den Song „I Will Follow You Into The Dark“ und performt ihn alleine mit Gitarre. Darauf folgt der Song „You Are A Tourist“ vom neuen Album „Codes And Keys“, Gibbard schwitzt stark und Walla springt, wie schon bei vorigen Songs, über die Bühne. Natürlich darf in einem Set der Band das wunderbare „A Movie Script Ending“ nicht fehlen. Spätestens jetzt dürfte die Band die Herzen des Publikums gewonnen haben. Das freudige Mitklatschen funktioniert, Paare küssen sich und dem ein oder anderen dürfte sein Indie-Herz nun schmelzen, was auch an dem tropischen Klima des Docks liegen könnte. Gibbard spuckt während des Konzerts immer wieder beherzt auf die Bühne – die einzige Rockstar-Geste an diesem Abend. Als Zugabe gibt es das zuckersüße „Stay Young, Go Dancing“, das großartige „Marching Bands Of Manhattan“ und mit dem epischen „Transatlanticism“ verabschiedet sich die Band freudestrahlend nach fast 2 Stunden.

Zurück bleiben glückliche Gesichter, erwärmte Herzen und das Wissen, dass Death Cab For Cutie noch immer wunderbar live funktionieren und von ihrer Spielfreude nichts verloren haben.

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