Morrisseys Streitlust führt zu Labelrausschmiss

Foto von MorrisseyMorrissey (Foto: Universal Music)

This world, I am afraid,
Is designed for crashing bores
I am not one
You don’t understand (Morrissey)

Linke Nostalgiker beklagen gerne, dass der Grund für das mangelnde Rebellionspotenzial heute darin liegt, keine klaren Gegner mehr zu haben. Für Morrissey, den ehemaligen Sänger der legendären Band The Smiths, galt das noch nie. Seit jeher wettert er gegen die britische Königsfamilie, die kriegstreiberischen Regierungen dieser Welt oder gegen Fleischkonsum. Zuletzt sagte er über einen seiner Lieblingsfeinde, den Starkoch Jamie Oliver: „Es wäre sehr nützlich, wenn Prinzessin Anne Jamie Oliver vergasen würde.“ Er sei für mehr getötete Tiere verantwortlich als McDonald’s.

Jetzt hat ihn seine Streitlust die Kooperation mit seinem Label Harvest Records gekostet. Nur zwei Wochen nach der Veröffentlichung seines neuen Albums „World Peace Is None Of Your Business“ beschloss die zu Universal gehörende Plattenfirma, den Vertrag mit dem Musiker zu kündigen.

Als Begründung nannte der Labelchef die stetige Kritik des Sängers an seinem Label, die er einige Wochen zuvor auf seiner Website „True To You“ veröffentlichte. Dort bemängelte der charmante Berufszyniker u. a. die mangelnden Marketinganstrengungen von Harvest Records, die ihm weder ein Video finanzieren wollten noch ein Fernseh-Interview organisierten. Stattdessen äußerte er sich positiv über die vielen DIY-Videos, die einige Fans zum Titeltrack des neuen Albums drehten. „Diese Videos verstehen die Intention des Songs“, schreibt der Sänger und fährt fort: „Ich bin froh, dass sie existieren. Ähnliches hätte man auch vom Label erwarten können, doch ihr müsst verstehen, dass die Popindustrie genauso mit Leib und Seele wie die Politik dabei ist, den öffentlichen Betrug aufrechtzuerhalten.“

Daran, dass Morrissey als notwendiges Korrektiv in einer von Konformität infizierten Öffentlichkeit auch in Zukunft seine Stimme erheben wird, besteht kein Zweifel. Denn mit seiner im letzten Jahr erschienenen Autobiografie, die sich schnell zum Bestseller entwickelte, sollte er finanziell ausgesorgt haben. Beste Voraussetzungen, um auch in Zukunft mit Zeilen wie diesen beglückt zu werden:

The whispering, may hurt you, but the printed word might kill you
So don’t let the blue, the blue eyes fool you
They’re just gelignite, loaded and aiming right between your eyes
CDs and T-shirts, promos, God knows, you know I couldn’t last, someone please
take me home

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