Farben & James DIN A4 – „Farben Presents James DIN A4“ (Faitiche)
8,0
James DIN A4 bastelt seit Anfang des Jahrtausends an einer bunten und wuseligen Art Housemusik, die es in dieser Form auf den Tanzflächen der Welt leider nicht so oft zu hören gibt. Zwar fehlt der verbindliche Viervierteltakt nur selten, doch drüber, drunter und neben diesem geraden Beat wimmelt es in den Tracks des Musikers aus Ottersberg bei Bremen nur so an klanglichen Kuriositäten und verqueren Rhythmen, die sich gegen die üblichen Regeln des Geschäfts sperren.
Dennis Busch, der Mann hinter James DIN A4 und vielen anderen Pseudonymen, betätigt sich neben der Musik vor allem als bildender Künstler und beschäftigt sich dort seit Langem mit dem Thema Collagen. Auch seine grafischen Arbeiten, die häufig auch die Cover seiner Alben zieren, überrumpeln einen in ihrem assoziativen Wildwuchs, ihrer grellen Farbigkeit und einem mitunter merkwürdigenn dadamäßigen Humor. Auf unzähligen EPs, die Busch in den letzten zehn Jahren unter anderem auch als Pop Dylan oder Krieghelm Hundewasser mit Vorliebe auf seinem eigenen Label Esel veröffentlicht hat, behauptet er eine verspielte Lässigkeit, die seine Stücke schräg klingen lässt, am Ende aber auch dafür sorgt , dass die Tracks grooven und swingen, dass sich die Bäume wiegen.
Jan Jelinek stellt jetzt auf seinem Label Faitiche zehn seiner persönlichen James-DIN-A4-Lieblingstitel als Remixes vor. Dass er dafür sein seit Jahren nur wenig aktives Projekt Farben für eine Veröffentlichung in Albumlänge reaktiviert, zeigt neben echter Fanhaltung auch eine verwandte Geisteshaltung der beiden Künstler. Farben stand mit seinen legendären Alben zur Jahrtausendwende ja in erster Linie für minimalistischen Maschinen-Soul, der trotz reduzierten Clicks-&-Cuts-Klangmaterials vor allem den lebendigen, euphorischen Momenten in der Musik nachspürte.
Während Jelinek bei aktuellen Projekten wie Groupshow oder Ursula Bogner in den letzten Jahren hauptsächlich auf Live-Improvisation und modulare Systeme setzt, kommt bei den vorliegenden James-DIN-A4-Bearbeitungen insbesondere sein Gespür für die ideale Balance zwischen Konzentration und wimmelnden Wucherungen in der Musik zum Tragen. Im Detail ist zwar schwer zu sagen, wie das Verhältnis von Original und Remixanteil der zehn Remixe auf „Farben Presents James DIN A4“ genau aussieht, doch immerhin fünf der Neubearbeitungen nehmen im Titel direkt Bezug auf den entsprechenden James-DIN-A4-Track. „Lucifer Rising“ etwa stammt von der 2004er EP „Kommune 1“, wo im Original von Anfang an entspannt groovende Ethno-Bongo-Loops, Harfensamples und allerlei verrauschte Vocal- und Mikrosamples den Ton angeben. Jelinek sortiert das ursprünglich zehnminütige Arrangement ein wenig um und schafft mit seiner eigenen Auswahl an Samples und Hooks und einer langsam pulsierenden Basslinie einen kontinuierlichen Spannungsaufbau, der weniger überraschende Brüche bereithält, dafür aber einen tiefen, stetigen Fluss besitzt.
Jan Jelineks Stückauswahl ist wirklich gelungen. Darüber hinaus fügt er dem Originalmaterial eine neue Ordnung hinzu, ohne dass die Tracks dabei ihre wandelbare, anarchistische Grundschwingung verlieren. „Farben Presents James DIN A4“ bietet so einen frischen Blick auf bereits großartige Tracks. Als Synthese der Ästhetik zweier einzigartiger Klang-Querulanten ist hier das Ganze – wie bei jeder gelungenen Collage – weit mehr als die Kombination seiner Einzelteile.
Label: Faitiche | Kaufen