Neue Platten: Rockformation Diskokugel – "The Boy With The Zorn In His Side"

(Ata Tak)(Ata Tak)

4,5

Punk’s not dead? Man weiß es nicht! Die Rockformation Diskokugel „erfreut“ uns mit einer neuen Platte. Zur Ehrenrettung dieses hochgradig ehrwürdigen Genres, das natürlich nicht tot ist, muss wohl gesagt werden, dass die Darmstädter Rockformation sich auf „The Boy With The Zorn In His Side“ viel eher Popmusik-orientiert zeigt, Power Pop also. Viel besser macht es das leider nicht.

Die Einflüsse der notorischen Anzugträger lassen sich auf dem siebten Langspieler nicht verhehlen – es lässt sich viel von den Fehlfarben, den Goldenen Zitronen oder Superpunk wiederfinden. Klingt zunächst nicht verkehrt. Unangenehm ist hingegen, dass man sich dabei nur schwer des Eindrucks erwehren kann, dass oben erwähnte Idole eher kopiert werden, und dies leider nicht mal sonderlich gekonnt.

Musikalisch wird wenig probiert, vermeintlich treibende Gitarren, hier und da ein zaghafter Synthesizer und eher simpel gestrickte Drums. Aus der Klang-Monotonie gerissen wird der Hörer lediglich in den Momenten, in denen sich die Herren an der Orgel versuchen („Raumschiff DDR“) oder die Synthesizer mal ein bisschen aufdrehen („Bury Them Deep“). Alles in allem reichlich glatt und eindimensional. Sänger Magnus Schmerfeld variiert stimmlich irgendwo zwischen schmalzigem Pop-Rock-Barden („Unser Haus“, „Der Beste“) und, mehr oder minder, Hysterie-geladenen Gesangsparts („Die Schulden“).

„Der Tag Mit Sid Vicious“, die erste Single-Auskopplung, behandelt die Frage, was wäre, wenn der Sex-Pistols-Basser noch leben würde. Klingt unspektakulär? Ist es auch! Die aktuelle Auskopplung kann textlich lediglich, ob gewollt oder nicht ist hier nicht weiter nachzuvollziehen, mit unterhaltsamem „Reim-dich-oder-ich-fresse-dich“-Prinzip punkten. Beispiel gefällig? Los geht’s: „… ich schwieg, denn diese Seite kannte ich an Sidney bisher nicht. Ich bestellte eine Bratwurst, er bestellte eine Kisch (Anm.: Quiche) …“ Auch ansonsten hat das Quartett keine großen intellektuellen Ergüsse parat. So gesellt sich munteres Hipster-Gebashe („Anfangs Fand Ich Das Noch Cool“) zu eher unaufregenden Hippie-Verunglimpfungen („Die Sixties“). Außerdem scheinen auch Fragen nach Coolness und dem Älterwerden nicht spurlos an den Herren aus der hessischen Provinz vorbeizuziehen („Deine Jugend“).

„The Boy With The Zorn In His Side“ ist eines dieser Alben, welche niemandem wehzutun vermögen, und opportun betrachtet könnte man von einer netten Pop-Platte sprechen. Einer dieser Longplayer, der auf einer x-beliebigen Party in einer vermeintlich alternativen Wohngemeinschaft läuft, ohne dass die Musik jemandem ernstlich auffällt. Allen, die hingegen einen nachhaltigeren Musikgenuss suchen, sei an dieser Stelle dann doch eher ein erneutes Herauskramen ebenjener alten Fehlfarben- bzw. Die-Goldenen-Zitronen-Werke ans Herz gelegt.

Label: Ata Tak | Kaufen

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Klez.e – „Desintegration“ (Album der Woche)
    Mit "Desintegration" schauen Klez.e zurück ins Jahr 1989. Das Album ist eine Hommage an ihre Jugend und an damals wie heute vergötterte Wave-Bands wie The Cure, die Schwermut so schön in Musik verpackten....
  • Cover des Albums Somersault von Beach Fossils
    Die Songs von Beach Fossils klingen wie das Ende eines langen Tages am Meer: sanfte Erschöpfung, Sand im Haar, der Kopf angenehm weich. Auch auf „Somersault“ fängt die Band aus New York diese Stimmung wieder wunderbar ein....
  • Cover des Albums Oum Shatt von Oum Shatt
    Das Debütalbum von Oum Shatt weiß zu betören und hält einen zwischen Rock ’n’ Roll und phrygischer Tonleiter unendlich lang in der Schwebe. Hypnotischer Gesang, cool gesprenkelter Bass und verschlungene Melodien rufen ein Entzücken hervor, dessen Herkunft unergründlich erscheint....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.