PJ Harvey – „The Hope Six Demolition Project“ (Album der Woche)

Cover des Albums PJ Harvey – „The Hope Six Demolition Project“ (Island Records)

Zu Beginn ihrer Karriere sang sich PJ Harvey mit viel Kraft die Seele raus, packte ihr Inneres in Worte, schrieb Texte über ihre Position als Frau, über Erwartungen und Anforderungen, die damit einhergehen, aber auch über die klassischen Themen Liebeskummer, Schmerz, Wut. Spätestens mit der überaus erfolgreichen Platte „Let England Shake“ nahm textlich das Außen überhand, Politisches statt Emotionen wurde besungen. Damit traf Polly Jean Harvey wunde Punkte – und brachte sogar David Cameron zur Weißglut.

Ihr neuntes Album „The Hope Six Demolition Project“ knüpft daran an. Zielte die britische Musikerin mit „Let England Shake“ noch auf ihr Heimatland, weitet sie ihre Betrachtungen nun aufs Globale aus. Reisen in den Kosovo, nach Afghanistan und in die USA inspirierten die elf Lieder. Aber nicht nur die – im letzten Jahr erschien ein Band mit Gedichten von Harvey und Fotos von Seamus Murphy, der die Musikerin begleitete. Das gemeinsame Werk hat nicht das Ziel, schöne Momentaufnahmen zu verbreiten. Stattdessen harte, trostlose Realität.

Den Albumtitel fand PJ Harvey auf einem Trip durch die trostlosen Ecken von Washington, D.C. – Hope VI ist ein gescheitertes Projekt des sozialen Wohnungsbaus. Der Opener des Albums versammelt trockene Beschreibungen dieser Rundfahrt und gipfelt in einem Gospelchor, der „They’re gonna put a Walmart here“ proklamiert. Dazu Indierock im Offbeat. „The Hope Six Demolition Project“ hält diese Ambivalenz aus in Texten gepackte, banal umschriebene Hoffnungslosigkeit und dramatischen, kantigen Instrumentierungen.
Getrieben von hoher Slide-Gitarre und Klarinettentönen raschelt „A Line In The Sand“ dahin, dazu singt PJ Harvey von Mord und Verzweiflung. „River Anacostia“ – thematisch auch in Washington, D.C. angesiedelt, – stützt sich auf einen ruhigen Strom von Stimmen, der am Ende in das Spiritual „Wade In The Water“ übergeht und Gänsehaut erzeugt. Und immer wieder ist Harveys Saxofon zu hören – es umgarnt, es wirbelt auf. Es bringt erst Dissonanz in „The Ministry Of Social Affairs“, nur um dann den Blues zu Ende zu spielen, mit dem der Song begonnen hatte.

„The Hope Six Demolition Project“ ist ein Album, bei dem es viel ausmacht, auf die Texte zu hören. Sie sind das Herzstück. Drumherum malt PJ Harvey zusammen mit alten Weggefährten wie John Parish, Flood und Terry Edwards eine dramatische musikalisches Szenerie – beheimatet im Alternative und Indie-Rock, mit Anleihen aus traditioneller schwarzer Musik.

Veröffentlichung: 15. April 2016
Label: Island Records

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