The Dope – Bayerischer Indierock

Von kolell

CDs zum VerlosenThe Dope (Foto: Anna Sophia Bauer)

Hört man Musik aus dem Süden Deutschlands, muss man auf viele Überraschungen gefasst sein. Bei Bands, die mit „The“ beginnen hingegen in aller Regel nicht. Denn allein mit diesem Titelzusatz verbindet der Hörer sofort einen bestimmten Musikstil. Alternative, erdigen Indie oder kreativen Pop.

Nun stellt sich einem die Frage, was man von einer Band wie The Dope erwarten soll, die sowohl ein „The“ im Namen trägt als auch aus Bayern kommt, sogar aus dem urigen Niederbayern. Die meisten würden nach Lesen der Bandbeschreibung einfach weiterklicken.

Wäre dort nicht ein Playbutton gewesen.

Genau dieser Abspielbutton spielte diese Jungs aus der Provinz ein. The Dope, das sind Rudi Maier (Vocals, Gitarre) und Franz Neugebauer (Schlagzeug), die zu zweit feinsten Indierock schaffen.

Es ist ja nicht so, dass The Dope noch nichts veröffentlicht haben, denn mit „Into The Woods“ haben die beiden Bayern aus Landshut sogar schon ein ganzes Album eingespielt und im Jahr 2010 herausgebracht. Mittlerweile agieren beide Bandmitglieder eher online miteinander. Denn Franz lebt in München und Rudi zog es nach Berlin. Somit blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Bandprojekt über diese weite Strecke fortzuführen. Ihr Debüt wurde – zumindest in bayerischen Kreisen – hochgelobt und gefeiert. Nun zogen sie sich zusammen in die bayerische Provinz zurück und nahmen ihre neue EP „Monsters Of Fuck You All“ auf.

Auf dem Erstlingswerk „Into The Woods“ hören sich The Dope noch wie Modest Mouse oder die Flaming Lips an. Ihre Musik ist dabei mehr zweigeteilt. Einerseits klingt sie im ersten Moment gläsern und leise. Andererseits bauen sie mit ihren Melodien ihr eigenes Traumgebilde auf. Dieses fein melodische Klangkonstrukt lassen sie im nächsten Moment durch ihre Stimmgewalt und rauschenden Gitarren wieder einstürzen. Sehr wellenartig konstruieren sie dabei ihre Songs. Immer mal wieder aufbrausend und im nächsten Moment abkühlend.

Nach dem Erfolg ihres Debüts, einigen Touren und Konzerten legten sie zunächst eine kreative Pause ein, bevor sich die Freunde nun in die alte Heimat zurückzogen, um die neue EP „Monsters Of Fuck You All“ aufzunehmen.

Es sollte gut werden. Anders klingen. Aber dennoch den alten The-Dope-Sound beibehalten. Eine wahrlich schwierige Angelegenheit und so mancher Künstler ist bekanntlich an seinen Ansprüchen gescheitert. Für Musiker ist es ein heikles Unterfangen, auf Knopfdruck Neues enstehen lassen zu wollen. Insbesondere wenn man sich als Band aufgrund der Entfernung nicht oft sieht. Differenzen können entstehen, musikalisch wie persönlich.

Glücklicherweise fanden The Dope wieder zueinander und so wurden sie in der bayerischen Provinz kreativ. Sie schufen ihre neue EP „Monsters Of Fuck You All“, welche bereits Anfang März 2012 erschien.

Warum dieses Werk allerdings bis heute noch so unentdeckt blieb, muss dem geschulten Hörer ein Rätsel sein. Ihren Sound haben sie dabei mehr als perfektioniert. Sehr professionell und gereift kommen sie jetzt daher. Opulenter ist ihr akustisches Repertoire geworden. Deutlich kantiger und an manchen Stellen taucht auch wieder ihre typische Schrägheit auf.

Bei ihrer neuen CD hat man fast den Eindruck, sie wären im musikalischen Bereich zum Einser-Schüler mutiert, würden mit ihrer Musik nun wie zwei verschmitzte Schlauköpfe auftreten. Doch das ist alles andere als negativ zu betrachten. The Dope sind auf keinen Fall zwei übermotivierte Indie-Musiker, die zwar mit dicken Brillen den Stil der Zeit bestätigen, aber sich gleichzeitig deutlich von der Masse abheben. The Dope sind vielmehr zwei extravagante und mittlerweile mehr als selten gewordene Musiker.

Nun aber zur neuen EP, denn die ist ihnen wirklich – auch wenn es lediglich zwei Tracks sind – äußerst gelungen.

Bei „Mother’s Boy Toyed With An Idea“ entfaltet sich mit erstmaligem Hören eine wunderbare und klangvolle Melodie. Der Sound ist blumig und träumerisch. Erstaunlich, was die beiden Herren dort mit ihren Instrumenten zaubern, bei diesen begrenzten Möglichkeiten. Ziemlich genau ab der Mitte des Songs bricht alles über die vorher wunderschön konstruierten Arrangements des Songs. Plötzlich wird es wieder laut und vor allem knarzig.

In „Superhigh“ ändert sich der Sound nur geringfügig, anfangs sehr getragen und ruhig. Im Laufe des Tracks durchbrechen Geräusche – ähnlich wie Störsignale einen Funk – den Song. Wobei diese Signale in schöne Musik umgemünzt werden.

The Dope haben mit ihrer neuen EP einen weiteren Schritt gemacht. Nach ihrem diesjährigen Auftritt auf dem Reeperbahn-Festival dürfte es so langsam aber sicher aufwärts gehen für The Dope. Sie agieren auch durch solche Momente mit deutlich größerer Routine und klingen somit schon fast wie eine Band aus London und New York, aber auf keinen Fall wie eine aus Niederbayern. Wobei das umso schöner ist, und man begeistert sein muss darüber, dass so etwas Tolles auch aus Niederbayern kommen kann.

Niklas Kolell betreibt das Blog Soundkartell.

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